Siemens Dialog
https://www.dialog-igmetall.de/nachrichten/abbauplaene-im-trafobereich
18.04.2024, 18:04 Uhr

Abbaupläne im Trafobereich

  • 25.05.2012
  • Operativ

Die Nachricht war ein Schock: Bei einer Mitarbeiterversammlung im Nürnberger Trafowerk wurden am Mittwoch Pläne bekanntgegegeben, im Rahmen einer weltweiten Reduktion auch hier rund 400 Stellen abzubauen. Weitere zusammen knapp 100 Stellen stehen in Dresden und Kirchheim im Visier.

Siemens begründet den Schritt pauschal mit wachsendem Preisdruck, asiatischer Konkurrenz und eigenen Überkapazitäten. IG Metall und Betriebsrat kritisieren das Fehlen eines Zukunftskonzepts und befürchten, dass der Standort Nürnberg vor diesem Hintergrund insgesamt gefährdet sein könnte.

Schock für die Beschäftigten

Die aktuell rund 1.000köpfige Belegschaft nahm die Hiobsbotschaft entsprechend auf. Man sei "wie betäubt" und die Stimmung "sehr getrübt", berichtete der Betriebsratsvorsitzende Rainer Riedl, unter anderem wegen der unerwarteten Höhe des geplanten Abbaus. Unverständnis herrscht auch, weil das Werk mindestens bis Jahresende voll ausgelastet ist; viele Stellen wurden wegen der guten Auftragslage erst in den vergangenen Jahren geschaffen, vor noch nicht einmal einem Jahr eine neue Halle in Betrieb genommen.

Dass Siemens beabsichtigt, betriebsbedingte Kündigungen durch Maßnahmen wie Aufhebungsverträge und Altersteilzeit sowie normale Fluktuation zu vermeiden, ist da nur ein geringer Trost; äußerst düster sieht es zudem für rund 80 KollegInnen mit befristeten Arbeitsverhältnisse in Nürnberg sowie etliche LeiharbeiterInnen an den beiden anderen Standorten aus.

Erst verkünden, dann beraten

Rudi Lutz, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Nürnberg, bezeichnet es unverblümt als "fahrlässig", ohne vorhergehende Beratungen mit der Arbeitnehmerseite gleich mit konkreten Zahlen an die Öffentlichkeit zu gehen. Eine Reduktion um 40 Prozent bewertet er außerdem als riskant mit Blick für die Wettbewerbsfähigkeit des Nürnberger Standorts - mittelfristig könnte dies für ihn in der Gesamtheit bedrohlich werden. Die Nürnberger SiemensianerInnen hatten bereits vor sieben Jahren einmal gegen Schließungspläne gekämpft - in der Folge gab die Entwicklung ihnen Recht (siehe Trafowerk Nürnberg: "Gegenwehr kann erfolgreich sein").

Bedenklich ist in diesem Zusammenhang auch, dass der Abbau womöglich trotz zahlreicher schlechter Erfahrungen in der Vergangenheit vor allem durch simples Dreisatzrechnen statt einer gründlichen Gesamtanalyse aller Aspekte entstanden zu sein scheint. Gegenüber den Medien jedenfalls spricht Siemens von weltweit 40 Prozent Überkapazität - dass genau 40 Prozent der Belegschaft verschwinden sollen, ist da wohl kaum ein Zufall.

Kritik kommt bereits jetzt aus der örtlichen Politik, unter anderem von Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly. Er verwies auf die Bedeutung der in Nürnberg produzierten Transformatoren für Hochspannungs-Gleichstromübertragung im Zusammenhang mit der Energiewende hin und forderte Siemens auf, langfristig zu denken.