Siemens Dialog
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16.04.2024, 20:04 Uhr

Aktionstag: "Schluss mit prekären Arbeitsverhältnissen!"

  • 24.02.2011
  • Allgemein

Rund 210.000 Beschäftigte beteiligten sich am 24. Februar bundesweit am Aktionstag "Arbeit - sicher und fair!" der IG Metall, unter ihnen zahlreiche SiemensianerInnen. Ob bei Industry in Bocholt oder Healthcare in Forchheim, die Forderung war überall die selbe: Gesetzliche Regeln müssen dem anhaltenden Missbrauch der Leiharbeit und anderer prekärer Beschäftigung endlich einen Riegel vorschieben.

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Bei Siemens verhindert die von Gesamtbetriebsrat und IG Metall erreichte Gesamtbetriebsvereinbarung zur Leiharbeit zwar größere Auswüchse und hat unter anderem bewirkt, dass eben erst rund 2.000 Leiharbeiter in reguläre Anstellung übernommen wurden. Die Beteiligung am Aktionstag zeigte, dass man sich der grundsätzlichen Problematik auch bei Siemens dennoch sehr wohl bewusst ist.

Signal an die Politik

In Bocholt beteiligten sich rund 500 Beschäftigte aus dem Stammwerk und dem Werk in Mussum an einer Kundgebung vor dem Hauptgebäude der Siemens AG, unter ihnen viele Auszubildende. Mit dieser Protestaktion sollte ein Signal an die Politik gehen: Arbeit muss endlich fair bezahlt werden - Schluss mit dem ständigen Zuwachs an prekären Arbeitsverhältnissen in Deutschland!

Andreas Wendland, Betriebsratsvorsitzender in Bocholt, freute sich über die große Resonanz: "Ich bin stolz darauf, dass so viele Kolleginnen und Kollegen gekommen sind und damit ihre Solidarität mit Leiharbeitnehmern und auch mit der jungen Generation gezeigt haben." Hans Joachim Hebing, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Bocholt, begrüßte neben den Siemensianer auch Delegationen anderer Unternehmen. Sein Fazit: "Alle Beschäftigten, auch wenn sie nicht unmittelbar von Leiharbeit betroffen sind, müssen erkennen, dass Leiharbeit eine Bedrohung auch ihres Arbeitsplatzes ist. Mit schlecht bezahlter und unsicherer Leiharbeit setzen die Arbeitgeber die Stammbeschäftigten und das Tarifgefüge unter Druck. Wir wollen Arbeitsplätze mit Sicherheit und Perspektive!"

Aus Düsseldorf kam Unterstützung von Konrad Jablonski, Bezirksleitung NRW und Siemens-Team der IG Metall. Er wies unter anderem darauf hin, dass der Protest in Bocholt besonders glaubwürdig ist: Betriebsrat und Vertrauensleute haben dort dafür gesorgt, dass die Leiharbeit auf tatsächliche Auftragsspitzen und Urlaubszeiten beschränkt wird, eine Ausweitung konnte verhindert werden.

"Arbeitnehmer zweiter Klasse"

In Erlangen wurden in allen Siemens-Betrieben Flugblätter verteilt und Aktionsstände oder Leiharbeiterversammlungen durchgeführt. Bei Siemens Healthcare fand am Mittag eine Kundgebung vor der Kantine mit gut 300 TeilnehmerInnen statt, bei der Vertrauenskörperleiter Wolfgang Fees, der Betriebsratsvorsitzende Werner Mönius und der Erlanger IG Metall-Bevollmächtige Wolfgang Niclas sprachen. Sie verwiesen auf die aktuelle Benachteiligung der LeiharbeitnehmerInnen durch bis zu 50-prozentige Einkommensnachteile gegenüber den Stammbelegschaften: "Schlechtere Weiterbildungsmöglichkeiten, und schlechtere tarifliche Zusatzleistungen vervollkommnen das Bild benachteiligter Arbeitnehmer zweiter Klasse."

Eine "dritte Klasse von ArbeitnehmerInnen" droht zu entstehen, so Wolfgang Niclas, "wenn ab Mai osteuropäische Leiharbeitsfirmen zu dortigen Tarifverträgen Leiharbeitskräfte in Deutschland anbieten dürfen". Er rief dazu auf, darüber auch Kollegen zu informieren, die von dieser Entwicklung noch nichts wissen: "Alle Trends weisen in Richtung drastischer Verschärfung der Situation und nicht etwa langsame Verbesserung, wie das angesichts konjunktureller Lage mancher zu fühlen meint."

Offenheit, Sicherheit, faire Bezahlung

In Fürth versammelten sich am Vormittag rund 60 SIS-Beschäftigte unter dem Motto '30 Minuten für unsere Zukunft' und umrundeten nach einer halbstündigen Kundgebung das Firmengelände. Von den Kolleginnen und Kollegen des Nachbarbetriebes der Siemens AG wurden sie mit Applaus empfangen. Transparente und Flyer gaben wieder, was sie ebenso wie die Leiharbeitnehmer wollen: Offenheit, Sicherheit, faire Bezahlung, und einen ehrlichen Umgang.