Siemens Dialog
https://www.dialog-igmetall.de/nachrichten/alles-was-erforderlich-ist-soft-skills-bewerten
19.04.2024, 10:04 Uhr

Alles was erforderlich ist: Soft Skills bewerten

  • 26.04.2010
  • Allgemein

Unter diesem Titel geht ein Gastbeitrag der Betriebsratsliste "mitEINANDER" im Stammhaus Erlangen auf die Beurteilung der sogenannten Softskills und hier insbesondere die Unterschiede zwischen tariflichen und übertariflichen Beschäftigten ein. Autor ist Rainer Dankers, Sprecher des Ausschusses für "Weiterbildung, Förderung und Bezahlung" im Betriebsrat.

Rainer Dankers

Nach dem ERA-Tarifvertrag sind neben fachlicher Qualifikation und Handlungsspielraum auch Erfahrung, Einsatzflexibilität, Zusammenarbeit und Kommunikation als Kriterien für die Eingruppierung heranzuziehen. Leider haben sich die Tarifvertragsparteien jedoch nicht auf ein Verfahren zur Bewertung der letzen vier Kriterien einigen können. Auf Grund der Kürze der für die ERA-Einführung zur Verfügung gestellten Zeit, sind diese Kriterien auch bei der Ersteingruppierung gar nicht oder nur sehr bruchstückhaft berücksichtigt worden; mit den bekannten Nachteilen für alle die, deren Tätigkeit stark von hoher Erfahrung und Einsatzbereitschaft, erfolgreicher Zusammenarbeit und Kommunikation geprägt ist.

Jetzt ist es höchste Zeit dies nachzuholen. Methoden zur Bewertung dieser „weichen Faktoren“ (Soft Skills) gibt es. Die beteiligten Parteien müssen sich nur auf eine einigen:

Im AT-Bereich üblich

Üblicher Weise werden Soft Skills über das Ausfüllen von Fragebögen bewertet. Unterschiede bestehen darin, was gefragt wird, wer den Fragebogen ausfüllt, wer das Ergebnis erhält und wie dann damit umgegangen wird:

Im außertariflichen Bereich und bei Führungskräften sind solche Fragebögen längst üblich.  Die Führungskraft bewertet damit seine Mitarbeiter gemäß Siemens-Leadership-Framework (SLF). Das Ergebnis wird mit dem Mitarbeiter besprochen und ist dann je nach Mitarbeiterkreis Grundlage für Entscheidungen über Fördermaßnahmen, Karriereplanung oder Bezahlung (OFK).

Es gibt aber auch gute Erfahrungen mit Verfahren bei denen sich die Mitarbeiter untereinander bewerten. Da werden die Kollegen im Team oder die internen Kunden um ein Feedback gebeten. Gefragt wird, wie hilfsbereit jemand ist, wie hoch seine Bereitschaft ist eigenes Wissen weiterzugeben oder wie wichtig seine Unterstützung für den Erfolg der Arbeit anderer eingeschätzt wird.  In diesen Fällen erfolgt die Auswertung anonym und durch eine neutrale, meist externe Stelle. Das Ergebnis geht ausschließlich an den bewerteten Mitarbeiter/-in. Der entscheidet dann, ob er ein (gutes) Ergebnis seiner Führungskraft zeigt oder ein (schlechtes) Ergebnis zunächst lieber für sich behält - und vielleicht auf die nächste Bewertung wartet. Wenn mehr als acht Personen die Beurteilung vornehmen, gibt es durchaus brauchbare Ergebnisse.

In der Leistungsbeurteilung nicht erfasst

Auch bei der Leistungsbeurteilung wird mit Fragebögen gearbeitet. Der Unterschied zwischen der Beurteilung der Leistung  und der Beurteilung der für die Eingruppierung entscheidenden Tätigkeit wird häufig verwischt, obwohl er im Tarifvertrag eindeutig beschrieben ist:

Alles was zur Ausübung einer Tätigkeit erforderlich ist, ist bei der Eingruppierung zu berücksichtigen. Wenn also zur Erledigung bestimmter Aufgaben ein erfahrener Experte oder Senior-Engineer benötigt wird, kann das nicht von einem Junior-Engineer oder Advanced erledigt werden. Mit den Begriffen junior-, advanced-, expert- und senior- werden unterschiedliche Tätigkeitsniveaus beschrieben, die nach Tarifvertrag in der Eingruppierung zu berücksichtigen sind.

Drei Beispiele

Die Betriebsratsliste "mitEINANDER" hat zwei Beispiele für eine Bewertung durch die Führungskraft und ein drittes für eine Bewertung unter den Mitarbeitern selbst erarbeitet.

Sie will damit kein fertiges Konzept zur Bewertung von Zusammenarbeit, Kommunikation, Einsatzflexibilität und Erfahrung vorlegen, sondern lediglich eine erste Vorlage zur Diskussion liefern. Mit Anregungen und Kritik der Betroffenen will sie diese Vorlagen verbessern bzw. durch neue Vorschläge ergänzen. Wir freuen uns auf Ihre Meinung.


Die Beispiele können Sie als PDF über obenstehenden Link (Frageboegen-Soft-Skills.pdf) herunterladen. Feedback dazu senden Sie bitte per Mail an <link>rainer.dankers@siemens.com.