Siemens Dialog
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19.03.2024, 03:03 Uhr

Trotz aller Anstrengungen:

Aus für Produktion in Ruhstorf

  • 04.03.2021
  • Operativ

Am Ende führte kein Weg mehr daran vorbei: Trotz ungezählter Gespräche in den unterschiedlichsten Konstellationen, trotz aller Aktionen und Ideen gab es für die Produktion in Ruhstorf keine erfolgversprechende, realistische Alternative mehr. Nürnberg Vo muss ebenfalls Abbau hinnehmen, hat aber eine Perspektive für die Zukunft.

Immer wieder hatten die örtlichen Betriebsräte, der Gesamtbetriebsrat und die IG Metall weiteren Aufschub erlangt, um eine tragfähige Perspektive für die Fertigung in Ruhstorf zu suchen. Was Siemens ursprünglich schon 2016 ins Auge gefasst hatte, wird jetzt trotzdem Wirklichkeit: Bis September 2023 soll die Fertigung stufenweise schließen, insgesamt werden 330 Arbeitsplätze verloren gehen.

Die Arbeitnehmerseite hatte das Management in den vergangenen Monaten immer wieder zur Prüfung weiterer Alternativkonzepte bewegen können, was aber die bereits seit 2016 anhaltende Schwächung des Standortes nicht mehr kompensieren konnte.

Siemens hatte zuletzt im September 2020 seine Pläne dargestellt, den betroffenen Bereich grundlegend zu konsolidieren. Dazu gehören Verlagerungen von Ruhstorf nach Osteuropa und China, aber auch nach Nürnberg; von dort wiederum sollen ebenfalls Kapazitäten auch von DI MC und CV ins Ausland wandern, insgesamt gehen auch hier voraussichtlich 265 Stellen verloren. Parallel soll eine Produktivitätssteigerung durch weitere Digitalisierungs- und Automatisierungsmaßnahmen erreicht werden.

Die Arbeitnehmerseite hatte mit Unterstützung aus den Belegschaften und anderen Siemens-Standorten nachdrücklich industrielle Alternativen gefordert und mit Hilfe externer Fachleute ein eigenes Konzept erarbeitet, um beide Standorte zu sichern und die Arbeitsplätze in Ruhstorf und Nürnberg zu erhalten. Dabei wurde auch Möglichkeiten intensiv geprüft, das Geschäft als selbständiges Unternehmen mit verändertem Produktportfolio neu aufzustellen. Siemens allerdings prüfte zwar die daraus resultierenden Vorschläge, wirkte jedoch nicht aktiv an einer Alternativlösung mit.

Der Interessenausgleich sieht nun in beiden Betrieben den Abbau von insgesamt 595 Arbeitsplätzen in drei Stufen bis Herbst 2023 vor. Um dies so sozialverträglich wie möglich zu gestalten, wurden unter anderem die Möglichkeiten für Altersteilzeit erweitert und verlängert; die Konditionen für diese und weitere Optionen wie Ringtausch oder Aufhebungsverträge liegen teils deutlich über dem geltenden Rahmensozialplan. Dazu gehört auch die Einrichtung einer externen Transfergesellschaft, die unter anderem Lehrgänge mit bis zu 24 Monaten Laufzeit anbietet.

Unter dem Strich bleibt trotz dieser Abfederung der schlimmsten Härten die bittere Erfahrung, dass Siemens am Ende die nötige Flexibilität fehlte, aktiv neue Lösungsansätze zu entwickeln. Angesichts wiederkehrender, ähnlicher Problemlagen hätte dies unter Umständen Modellcharakter für die Zukunft haben können.