Siemens Dialog
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25.04.2024, 23:04 Uhr

Ringen um eine Zukunftsperspektive

Ruhstorfer nehmen Siemens in die Verantwortung

  • 08.02.2021
  • Operativ

Am 4. Februar fand vor dem Siemens-Werk in Ruhstorf eine - natürlich Corona-konform gestaltete - Mahnwache statt, mit der IG Metall, Betriebsrat und Beschäftigte auf die aktuelle Situation an ihrem Standort aufmerksam machten. Auch regionale Medienvertreter waren vor Ort erschienen und berichteten über das Anliegen.

(Foto: IG Metall Passau)

(Foto: IG Metall Passau)

Trotz aktuell erneut in jeder Hinsicht hervorragender Geschäftszahlen hält Siemens an seinen Plänen fest, 335 Arbeitsplätze in Ruhstorf abzubauen und damit die komplette Produktion am Standort stillzulegen. Mittelfristig wäre dies vermutlich das Aus für den traditionsreichen Standort. Und nach den dramatischen Einschnitten in den vergangenen Jahren eine weitere Hiobsbotschaft für die gesamte Region.

"Wir brauchen eine Zukunftsperspektive für die Beschäftigten bei Siemens Ruhstorf und für ihre Familien“, erklärte der IG Metall-Bevollmächtigte der Geschäftsstelle Passau, Wolfgang Nirschl. Er verweist in diesem Zusammenhang auf ein Konzept mit Alternativen zur Schließung, das der Betriebsrat mit Unterstützung von Experten ausgearbeitet und dem Management kürzlich vorgelegt hat: "Dieses Konzept ist valide und eröffnet die Möglichkeit, viele wichtige Industriearbeitsplätze in Ruhstorf zu erhalten.“ 

Den Beratungsstand mit dem Management fasst die Betriebsratsvorsitzende Elke Malcher so zusammen: "Bisher hat die Arbeitgeberseite es schlicht verweigert, sich detaillierter mit dem Alternativkonzept auseinanderzusetzen. Dabei böte es uns die Chance, wieder zu unseren Wurzeln zurückkehren und das zu tun, worauf wir besonders gut spezialisiert sind - nämlich als Anbieter für Sonder- und Spezialmotoren in Nischenmärkten tätig zu werden.“

In der Tat würden die Ruhstorfer mit dem alternativen Standortkonzept künftig wieder die Themen adressieren können, die außerhalb des bisherigen und künftigen Siemens-Geschäfts liegen und dieses insofern sinnvoll ergänzen. 2Dazu benötigen wir allerdings zumindest für einen überschaubaren Zeitraum noch die Unterstützung von Siemens", erklärt die Betriebsratsvorsitzende. Genau hier sehen auch die übrigen Teilnehmer:innen der Mahnwache das Unternehmen in der Pflicht und in der sozialen Verantwortung: Es geht um eine reale, wirtschaftlich sinnvoll eZukunftsperspektive für die Beschäftigten in Ruhstorf.

Deshalb ist für Viele das bisherige sture Festhalten des Managements an den Abbauplänen schwer nachvollziehbar. Nirschl fordert von der Unternehmensleitung: "Sprechen Sie weiter ernsthaft mit uns und dem Betriebsrat über eine Weiterführung des Standortes. Gegebenenfalls wäre auch eine mittelständische Aufstellung vorstellbar.“

Malcher kritisiert in diesem Zusammenhang, das Siemens bisher offenbar nur über die Schließung verhandeln und dabei möglichst schnell zu einem Abschluss kommen will: "Da machen sie richtig Druck! Alles was sie bisher angeboten haben, läuft jedenfalls darauf hinaus, sich mit den bekannten Mitteln schnell und unkompliziert der Mitarbeiter zu entledigen." Die bisherige Ablehnung des Alternativkonzepts („drohender Reputationsschaden für Siemens bei Nichtgelingen“) lässt sie nicht gelten: "Sie haben offensichtlich keinerlei Bedenken bezüglich der Reputationsschäden, wenn sie Hunderte von Arbeitsplätzen vernichten!“

Die Mitarbeiter, die hier teils über Jahrzehnte einen tollen Job gemacht haben, nun mit einem „Tritt in den Hintern“ hinausbefördern zu lassen, werden wir jedenfalls nicht akzeptieren“, schließt Nirschl: "Wir kämpfen weiter für die Arbeitsplätze in der Region."


» Bericht in der Passauer Neuen Presse