Siemens Dialog
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24.04.2024, 10:04 Uhr

Ansätze für mehr Beschäftigung

  • 03.09.2009
  • Allgemein

Eine Analyse des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung untersucht die Bedeutung der Arbeitszeit für die Arbeitsmarktsteuerung. Das Ergebnis: "Dieses Instrument könnte und sollte auch über die Kurzarbeit zur Bewältigung akuter Krisen hinaus stärker als bisher eingesetzt werden."

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Das <link http: www.boeckler.de _blank external-link-new-window>WSIWSI weist darauf hin, dass trotz der besonders großen Auswirkungen des weltweiten Abschwungs auf den Exportweltmeister Deutschland die Arbeitslosigkeit hier bislang weniger zugenommen als im übrigen Europa. Zwar ist der Analyse zufolge die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden ebenso stark zurückgegangen wie in Konjunkturknicken, die Jobverluste jedoch sind zumindest bisher vergleichsweise gering geblieben (siehe Grafik). Das WSI macht als Hauptursache dafür einen Umstand aus: "Die Arbeitzeit vieler Beschäftigten wurde an die gesunkene Nachfrage angepasst."

Flexible Lösungen über Kurzarbeit hinaus

Neben der staatlich geförderten Kurzarbeit kam dabei eine Reihe flexibler betrieblicher Lösungen zum Einsatz, etwa der Abbau von Überstunden und Guthaben auf Zeitkonten, der Rückbau von Arbeitszeitverlängerungen und die Anpassung der Regelarbeitszeiten. All diese Maßnahmen können im Einklang mit den Tarifverträgen der IG Metall stehen: Sie ermöglichen über Jahre hinweg eine Variation der Regelarbeitszeit um bis zu 25 Prozent, wie das WSI feststellt.

Als Resultat der verschiedenen Arbeitszeitverkürzungen konstatieren die Wissenschaftler "überraschend robuste Beschäftigungsbrücken", die nun weiterentwickelt werden sollten; nicht nur, um den Arbeitsmarkt in der Krise zu stabilisieren, sondern auch, um die Gelgenheit zu nutzen, ihn nach ihrem Ende neu zu ordnen.

Ausdehnung der Kurzarbeit und Qualifizierung

Als konkrete Vorschläge in der aktuellen Krise nennt das WSI die Ausdehnung des Kurzarbeitergeld um weitere 12 auf 36 Monate, wobei die Möglichkeit einer Absenkung der Arbeitszeit auf Null als eine Freistellung mit Lohnersatz geschaffen werden sollte. Den Beschäftigten würde dies die Möglichkeit zum Nachholen einer Berufsausbildung oder einer höher qualifizierenden Ausbildung zu geben, denn: "Bislang deutet einiges darauf hin, dass es auch in Zeiten von Kurzarbeit erhebliche Probleme gibt, Weiterbildung und Arbeitszeiten miteinander in Einklang zu bringen. Dabei ist der Zeitpunkt günstig für die Betriebe, ihre Beschäftigten jetzt zu qualifizieren. Tun sie das, können sie sich später die aufwendige Suche nach Spezialisten ersparen."

Um die Belegschaften über das Auslaufen des Kurzarbeitergeldes hinaus in dne Unternehmen zu halten, sollten nach Überzeugung des WSI beschäftigungssichernde Arbeitszeitverkürzungsmodelle für Betriebe oder ganze Branchen entwickelt und staatlich gefördert werden. Dabei seien beispielsweise Regelungen denkbar, bei denen der Staat nicht den Verdienstausfall übernimmt, sondern die Sozialversicherungsbeiträge auf das Niveau vor der Arbeitszeitverkürzung aufstockt.

Individuellen Arbeitszeitgestaltung unterentwickelt

Dass die Arbeitszeit als Instrument zur Beschäftigungssicherung und -förderung außerhalb akuter Krisen kaum genutzt wird, bewerteten die Experten als klaren Fehler. In Deutschland sind die Möglichkeiten zur individuellen Arbeitszeitgestaltung nach ihrer Auffassung trotz gesetzlichen Anspruchs auf Teilzeit unterentwickelt. Mehreren Studien zufolge würden viele Vollzeitbeschäftigte gerne weniger Wochenstunden arbeiten, während Teilzeitkräfte wiederum oft wünschen, mehr zu arbeiten. Meist aber bleibt es beim Wunsch, so dass überlange Arbeitszeiten der Vollzeitkräfte die Beschäftigungschancen Jobsuchender mindern und starre Zeitregeln die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Qualifizierung ausbremsen. Das Fazit des WSI: "Die Flexibilität von Arbeitszeiten orientiert sich fast nur an den Interessen der Arbeitgeber."

Siemens-Gesamtbetriebsrat: Arbeitszeitdebatte wieder aufnehmen

Dass dies anders werden muss, hat auch der Gesamtbetriebsrat der Siemens AG auch für Siemens bereits betont. Mit Blick auf den erfolgreichen Einsatz der Arbeitszeitverkürzung als "das bestgeeignete Mittel zur Arbeitsplatzsicherung" stellte er in seinem Positionspapier zur Krisenbewältigung Anfang Mai fest: "Flexible Arbeitszeitregelungen sollen voll ausgeschöpft und gegebenenfalls erweitert werden. Eine wiederauzunehmende Debatte über Arbeitszeiten soll Vertrauensarbeitszeit und Mehrarbeit auf den Prüfstand stellen sowie neue Möglichkeiten für Teil- und Altersteilzeit prüfen." (siehe Gesamtbetriebsrat: Offensiv und innovativ aus der Krise


Die ausführliche Darstellung der Analyse sowie weiterführende Informationen zum Themenbereich Arbeitszeit und Arbeitsmarkt finden Sie auf den <link http: www.boeckler.de _blank external-link-new-window>undefinedSeiten des WSI.