Siemens Dialog
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20.04.2024, 03:04 Uhr

Appell aus Frankfurt

  • 18.03.2009
  • Allgemein

Die IG Metall hat Politik und Wirtschaft aufgefordert, Verantwortung für die Ursachen der gegenwärtigen Wirtschaftskrise zu übernehmen. Der "Frankfurter Appell" richtet sich an Unternehmens- und Bankenvorstände, Arbeitgeberverbände, Wissenschaft und Medien. Unter anderem fordert er die bislang ausstehende, substantielle Diskussion über Ursachen, Konsequenzen und Lehren der Wirtschaftskrise ein.

Krise kein Naturereignis

"Die Krise ist weder vom Himmel gefallen, noch ist sie ein schicksalhaftes Naturereignis, sie ist das Ergebnis menschlichen Willens und Handelns", sagte der Zweite Vorsitzende der IG Metall, Detlef Wetzel, am Dienstag in Frankfurt. Er mahnte die bisher ausstehende öffentliche Diskussion über die Hintergründe der Krise, da ein Großteil der gesellschaftlichen Eliten den Menschen bisher Antworten schuldig bleiben: "Es müssen Roß und Reiter öffentlich benannt werden. Das erwarten die Menschen und sie erwarten das zurecht."

"Frankfurter Appell" zu gesellschaftlicher und politischer Debatte

In ihrem Appell bewertet die IG Metall die Krise nicht allein als Folge von Fehleinschätzungen und Fehlentwicklungen des Marktes oder einer Überhitzung der Finanzmärkte, sondern als Ergebnis der Ideologie einer zügellosen Marktwirtschaft, die den Ruf nach mehr, schnellerer und höherer Rendite zum überwiegenden Credo wirtschaftlichen Handelns erhoben hat. Beteiligt an dieser Entwicklung sind nicht nur Banken und Unternehmen, auch die Politik hat sich zu stark reinen Marktinteressen untergeordnet und zum Erfüllungsgehilfen der Wirtschaft gemacht. Wissenschaftler steuerten mit Begründungen für diese Ausrichtung bei, Medien mit deren unkritischer Verbreitung - der Appell soll nun die überfällige gesellschaftliche und politische Debatte darüber anstoßen.

Breites Adressatenspektrum

In diesem Sinne richtet er sich an ein entsprechend breites Spektrum von Adressaten. Der Bundestag ist aufgefordert, einen Untersuchungsausschuss zur Finanzmarktkrise einzurichten, um Ursachen, Verantwortlichkeiten und Folgen zu untersuchen, zu dokumentieren und notwendige politische Schlussfolgerungen zu ziehen. Von den Vorständen der Banken wird eine öffentliche Entschuldigung für ihr Handeln verlangt, außerdem sollen sie an der demokratischen Regulierung der Finanzmärkte mitwirken und die Finanzierung der Unternehmen sicherstellen. Deren Vorstände wiederum werden aufgefordert, die Lehren aus der gefährlichen Shareholder-Orientierung zu ziehen und ihre Strategien auf langfristige Ziele unter Wahrung nachhaltiger, sozialer und ökologischer Kriterien und auf die Sicherung von Arbeitsplätzen auszurichten. Die Arbeitgeberverbände fordert die IG Metall auf, die "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft", mit der die gescheiterten Konzepte des Neoliberalismus verbreitet wurden, zu beenden. An Journalisten und Publizisten appelliert sie, ihren Teil der Verantwortung für die Entwicklung der letzten Jahre aufzuarbeiten. Wissenschaftler schließlich sollen ihre Unabhängigkeit sicherstellen und einen Verhaltens- und Transparenzkodex entwickeln, um die öffentliche und private Finanzierung der Forschung offenzulegen.

Offensive für aktive Beschäftigungs- und Zukunftssicherung

Parallel zum Frankfurter Appel kündigte Wetzel eine Offensive für aktive Beschäftigungs- und Zukunftssicherung in den Betrieben an, um der Forderung "Keine Entlassungen in der Krise" Nachdruck zu verleihen. "Es ist in den vergangenen Jahren an der Tagesordnung gewesen, Zugeständnisse von Arbeitnehmern und ihren Gewerkschaften zu verlangen. Jetzt fordern wir von den Arbeitgebern finanzielle Beiträge zur Beschäftigungssicherung und für Investitionen in die Zukunft", betonte er, und: "Wir werden alle Ansätze zur Verschlechterung von Arbeitsbedingungen und von betriebsbedingten Kündigungen durch die Unternehmen offensiv, beteiligungsorientiert und konfliktorisch bekämpfen."

Jetzt unterstützen!

Den Frankfurter Appell kann man über obenstehenden Link (Frankfurter-Appell.pdf) als PDF herunterladen.
Außerdem kann man ihn
  <link http: www.igmetall.de cps rde xchg internet style.xsl view_frankfurt_appell.htm _blank external-link-new-window>H I E R  online unterzeichnen und so die Forderungen unterstützen. Eine Übersicht derer, die dies bereits getan haben, findet man <link http: www.igmetall.de cps rde xchg internet style.xsl view_frankfurt_appell_liste.htm _blank external-link-new-window>undefined H I E R.