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19.04.2024, 10:04 Uhr

Arbeitgeber sollten ideologische Barrieren abbauen

  • 20.03.2012
  • Allgemein

Der erste IG Metall-Vorsitzende Berthold Huber äußerte sich am Wochenende zu den Aussichten der laufenden Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie. Dabei unterstrich er die sachbezogene Perspektive der IG Metall: Es geht um akzeptable Lösungen, nicht um die Auseinandersetzung als Selbstzweck.

Kein Interesse an Krawall

Im <link http: www.welt.de wirtschaft article13929252 mit-ideologischen-barrieren-der-groesste-krawall.html _blank external-link-new-window>undefinedInterview mit der "Welt" betonte Huber, bis Ablauf der Friedenspflicht Ende April sehe er nur Chancen für eine Lösung am Verhandlungstisch, wenn die Arbeitgeber ihre ideologischen Barrieren abbauen: "Wenn man die Ideologien pflegen will, dann kriegt man sowieso nie eine Lösung. Nur den größten Krawall. Daran haben wir kein Interesse, das ist nicht das Ziel der IG Metall. Wir wollen praktische Lösungen für die Arbeitnehmer."

Altmodische Blockadehaltung

Ein Beispiel für derartige Barrieren ist der Widerstand gegen die inhaltlichen Forderungen der IG Metall, also die unbefristete Übernahme von Ausgebildeten und mehr Mitbestimmung bei der Leiharbeit. Bei letzterer etwa rät er den Arbeitgebern,ihre "veraltete Herr-im-Hause-Mentalität" hinter die reallen Probleme zurückzustellen: "Den Arbeitnehmern weitere Mitbestimmungsrechte zu verwehren, ist doch altmodisch. Ich glaube ja auch nicht mehr an die ewig glücklich machende Rolle des Sozialismus." In Sachen Übernahme ist die Verweigerungshaltung ähnlich schwer nachzuvollziehen: "Wir sprechen doch über einen Arbeitsmarkt, wo Arbeit nachgefragt wird."

Gleichwertige Forderungen

Huber betonte erneut die gleichwertige Bedeutung aller drei Forderungselemente, also der beiden inhaltlichen Forderungen und der Entgelterhöhung um 6,5 Prozent. Die Vorstellung mancher Arbeitgeber, bei entsprechend hoher Entgeltangebote würden die Beschäftigten die inhaltlichen Elemente hintenanstellen, weist er zurück: "Das wird nicht der Fall sein." Abschlägig beantwortet er auch die Schutzbehauptung der Arbeitgeber, die IG Metall habe bei den inhaltichen Forderungen vor allem die Mitgleiderwerbung im Auge: "Eine Gewerkschaft lebt von Mitgliedern. Wir müssen Themen wählen, die den Leuten auf den Nägeln brennen. Aber uns, wie Gesamtmetall Martin Kannegiesser das getan hat, als Rattenfänger von Hameln zu bezeichnen, die die Jugend verführen, das geht nicht. Auch die Erwachsenen, die Kinder haben, sehen doch mit Graus, wie unsicher die Arbeitswelt für junge Leute geworden ist. Der Zukunftsoptimismus der Jugend ist zu einem guten Teil auch in Deutschland gebrochen."

Abschließend geht es, wie in den meisten Interviews zu Tarifrunden, um die Möglichkeit eines harten Arbeitskampfes. Huber betrachtet es als Aspekt seriösen Verhaltens, nicht leichtfertig mit Streikszenarien zu hantieren, stellt aber auch klar: "Die Arbeitgeber wissen sehr wohl, dass die IG Metall handlungsfähig ist. Im Zweifelsfall werden wir das unter Beweis stellen."


Das vollständige Interview finden Sie bei <link http: www.welt.de wirtschaft article13929252 mit-ideologischen-barrieren-der-groesste-krawall.html _blank external-link-new-window>undefined"Welt online".