Siemens Dialog
https://www.dialog-igmetall.de/nachrichten/arbeitsplaetze-sichern-interessen-vertreten-strategien-entwickeln
25.04.2024, 00:04 Uhr

Arbeitsplätze sichern - Interessen vertreten - Strategien entwickeln

  • 13.10.2014
  • Allgemein

Nachdem sich das SEC auf die politischen Leitthemen für die „SEC-Agenda Siemens 2020“ festgelegt hat (siehe 1. Treffen in Budapest) geht es jetzt um die konkrete Ausgestaltung dieser Handlungsfelder mit strategischen Forderungen aber auch mit „best-practice“- Beispielen für erfolgreiches Arbeitnehmerhandeln.

Auf dem 2. SEC-Agenda-Workshop am 02./03.September 2014 in Berlin wurden jetzt erste Schritte in diese Richtung getan.

2. SEC-Agenda Workshop am 02./03. September 2014 in Berlin

» Thema „Stärkung der Wertschöpfung in Europa“

Als best-practice-Beispiel für aktives Handeln der Arbeitnehmervertreter informierte Bettina Haller über das gemeinsame Projekt der Arbeitnehmervertreter der „Mobility“-Standorte aus Deutschland und Österreich. Ausgelöst wurde diese Initiative durch die Diskussion um die Abtrennung der Mobility-Sparte in Verbindung mit dem gescheiterten ASTOM-Deal. Auch nach dem Scheitern dieser Pläne ist die  Diskussion um die Zukunft von „Mobility“ bei Siemens nicht beendet.

Die Arbeitnehmervertreter sind jetzt aktiv und offensiv geworden. In gemeinsamen Workshops mit den Kolleginnen und Kollegen in den betroffenen „Mobility“-Standorten aus Deutschland und Österreich, aber auch aus Zulieferstandorten, werden Analysen durchgeführt und konkrete Vorschläge zur Stärkung des Bahngeschäfts erarbeitet.

Die Zielsetzungen dieser länderübergreifenden Zusammenarbeit sind:

o Identifikation von strategischen Optionen für das Mobility Geschäft

o Konzepterstellung zur langfristige Sicherung der Standorte und Beschäftigung der Mobility Einheiten in Deutschland bzw. Europa

o Bessere Vernetzung der Arbeitnehmervertretungen der Mobility Einheiten

Wir werden berichten, wie sich dieses Projekt bis Ende des Jahres weiterentwickelt.

» Thema „Förderung von Investition und Innovation“

Der Kollege Fritz Hagl berichtete über den „Innovationsfond“ bei der österreichischen Landesgesellschaft von Siemens. Wegen der Nicht-Einigung über die Höhe der Erfolgsbeteiligung für die Beschäftigten von Siemens Österreich wurde als Kompromiss vor 12-13 Jahren ein „Innovationsfonds“ eingerichtet, der mit Mitteln der nicht verteilten Erfolgsbeteiligung gefüllt wird. Der Fonds versteht sich als „Ideenfabrik“ für Forschung und Entwicklung. Aus ihm werden innovative Entwicklungs- und Verbesserungsmaßnahmen in der Landesgesellschaft gefördert.  Die Entscheidung über die Verwendung  der Finanzmittel aus dem Fonds trifft eine paritätisch besetzte Kommission. Es gibt ca. 30-40 Anträge an den Fonds pro Jahr. Es sind bereits eine Vielzahl kleinerer Projekte aus dem Fonds finanziert worden, der somit zum Erhalt und zur Schaffung von Arbeitsplätzen bei Siemens Österreich beiträgt. Die Parität in der Entscheidungskommission des Fonds gibt den Arbeitnehmervertretern wichtige Steuerungsmöglichkeiten und einen optimalen Überblick über Know-how und Innovationskraft des Unternehmens.

Ausgehend von diesen beiden Praxisinitiativen wurde eine rege Diskussion zum  Selbstverständnis der SEC-Mitglieder bzw. zu den Wirkungsmöglichkeiten der Arbeitnehmervertretungen in den europäischen Ländern geführt.

Welche Möglichkeiten sehen die nationalen SEC-Mitglieder? Hierzu einige Beiträge aus dem Workshop:

Margherita Milite (IT) verweist auf die Notwendigkeit, die Arbeitnehmervertreter insbesondere im Hinblick auf das Verständnis ökonomischer Zusammenhänge und deren Auswirkungen auf das Siemens-Geschäft besser zu qualifizieren.

Harald Kern (DE) weist darauf hin, dass die Einmischung der Arbeitnehmervertreter in die Fragen der Unternehmens- und Standortentwicklung auch in Deutschland nicht von allen Interessenvertretern geteilt wird.

Russell Ede (UK) führt aus, dass die Gewerkschaftskultur in Großbritannien eher die Position unterstützt, sich in diese Fragen nicht einzumischen. Trotzdem sieht er eine Mitverantwortung der Arbeitnehmervertreter. Allerdings würden in Großbritannien Ideen und Anregungen der Beschäftigten vom Management grundsätzlich nicht ernstgenommen.

Kurt Thomsen (DK) bestätigt diese Situation im Grundsatz auch für Dänemark. Festzustellen sei allerdings auch, dass sich das Management zur Frage des überhöhten Einsatzes von Leiharbeitern in der Windkraftfertigung jetzt die Argumente der Gewerkschaft angeeignet hat.

Roy Lund (NO) stellt dar, wie in Norwegen durch die Intervention der Gewerkschaften Auftragsvergaben für Plattform-Technologien durch den staatlichen Öl-/Gassektor aus Kostengründen nach Asien verhindert werden konnten. Er sieht die Notwendigkeit für die Arbeitnehmervertreter, kompetente Bündnispartner im Unternehmen, zum Beispiel aus dem Bereich der Entwicklung, zu finden.

Die Konkretisierung unserer Agenda-Leitthemen mit nationalen „best-practices“ aber auch mit ungelösten Interessen und Anforderungen der nationalen Siemens-Standorte in Europa werden wir auf der SEC-Konferenz im November 2014 weiter fortsetzen.