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25.04.2024, 03:04 Uhr

Atos verlangt 0-Runde

  • 25.04.2016
  • Konzern

Vergangenen Januar kamen nach jahrelang getrennten Wegen zwei Unternehmen zusammen, die früher gemeinsam unter dem Dach von Siemens gestanden hatten: Atos, zu wesentlichen Teilen aus SBS bzw. SIS hervorgegangen, schloss die Übernahme von Unify, der früheren Siemens Enterprise Communications, ab. Die tariflichen Probleme sind trotz der vielen Veränderungen geblieben.

Pressemitteilung zur Übernahme: Das harmonische Äußere trügt.

Beschäftigte gehen leer aus

In einer ersten Verhandlung für die neue Struktur am 22. April legte das Atos- und Unify-Management, mit vertreten durch Metall NRW und vbm, gegenüber der gemeinsamen Verhandlungskommission der IG Metall eine erschreckende Dreistigkeit an den Tag: Atos ist nachhaltig auf Erfolgskurs, Aktienkurs und Dividenden steigen - aber für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter soll keine Beteiligung an diesem Erfolg möglich sein.

Dreistes Angebot ...

Die Vorgabe des Konzerns ist, dass die Personalkosten in 2016 überhaupt nicht steigen sollen. Entgelterhöhungen sollen nur erfolgen, wenn sie durch Einsparungen an anderer Stelle kompensiert werden können. Das offizielle "Angebot" des Arbeitgebers sieht für 2016 eine Entgelterhöhung um 0,5 Prozent vor, für Atos soll die Tariferhöhung von 2015 nicht nachgeholt werden. Die Anbindung der Erhöhungen an den Flächentarifvertrag Metall- und Elektro soll dauerhaft wegfallen, zusätzlich soll bei Unify der Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung aufgehoben werden.

... und finstere Drohung

Stimmt die IG Metall diesen Vorstellungen so nicht zu, will der Arbeitgeber als ultima ratio aus dem Arbeitgeberverband austreten. Die "Gegenleistung" ist eigentlich gar keine. Der Arbeitgeber will an seiner Praxis festhalten, nicht flächendeckend Personal abzubauen, mit einer erheblichen Einschränkung: Die laufende Restrukturierung bei Unify (-30%) soll unverändert umgesetzt werden.

Vernichtende Bewertung

Aus Sicht der IG Metall bedeutet dieses "Angebot" für Atos den Bruch und das Verlassen der vor einem Jahr vereinbarten gemeinsamen Verhandlungsbasis. Für Unify würde es die Rücknahme der 2015 geschlossenen Tarifverträge zu Beschäftigungssicherung, Entgeltentwicklung und Tarifbindung bedeuten - und für alle Beschäftigten Reallohnverluste trotz steigender Unternehmensgewinne.

Mandat für Auseinandersetzung

IG Metall, Betriebsräte, Mitgliedern und Beschäftigte in den Betrieben werden in den kommenden Tagen beraten, wie sie mit dieser Situation umgehen. Fest steht schon jetzt, dass ein klares Signal ans Unternehmen gehen muss: Die Arbeitnehmerseite wird die Pläne des Managements nicht hinnehmen. Voraussetzung für die damit verbundene Auseinandersetzung ist allerdings auch ein eindeutiges Mandat der Beschäftigten - wer noch nicht in der IG Metall ist, sollte sich den Beitritt jetzt überlegen.