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19.04.2024, 16:04 Uhr

AUB: Niemand hat irgendwas gewusst

  • 25.10.2011
  • Allgemein

Dieser Eindruck herrscht zumindest vor, wenn man die juristische Aufarbeitung der AUB-Affäre als Maßstab nimmt. Auch der Forchheimer Oberbürgermeister Franz Stumpf und seine wegen Steuerdelikten Mitangeklagten beteuern zum Prozessauftakt, sie hätten von den Machenschaften des Ex-AUB-Chefs Wilhelm Schelsky keine Ahnung gehabt.

Wie immer ahnungslos ...

Über zwei Jahre sind seit der Anklageerhebung im Juli 2009 (siehe Im Sog der AUB-Affäre) vergingen, bis der Prozess vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth vergangenen Donnerstag begann. Stumpf und zwei weitere frühere Funktionäre des VfB Forchheim müssen sich wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung und Veruntreuung von Arbeitsentgelt verantworten - alle bestreiten die Vorwürfe.

... und obendrein dumm?

Stumpf stellt sich selbst hinsichtlich der äußerst großzügigen Zuwendungen Schelskys fast als eine Art gutmütiger Trottel dar. Er habe von rein gar nichts gewusst, sich auf Schelskys Versicherung verlassen, das gehe "schon alles anstandslos über die Bühne", die Spieler habe er gar nicht recht gekannt, und überhaupt: "Ich bin zu dumm, einen Verein zu führen, das sagte einmal der Herr Schelsky zu mir." Erstaunlich, dass das sonst nie jemandem aufgefallen ist - immerhin wurde er bereits im Jahr 1980 Vorstandsvorsitzender des Vereins.

187 Vorwürfe

Die Staatsanwaltschaft mag ihm seine naive Darstellung offenbar so nicht ganz abkaufen. Nach ihren Informationen soll Stumpf geduldet haben, dass für zum Schein in Schelskys Unternehmensberatung angestellte Handballer über Jahre hinweg weder Lohnsteuer noch Sozialversicherungsbeiträge abgeführt wurden. Die Bilanz: Steuerhinterziehung in 56, Vorenthaltung und Veruntreuung von Arbeitsentgelt in 131 Fällen, und daraus abgeleitete Nachforderungen von rund einer halben Million Euro.

Ob die Staatsanwaltschaft die Darstellung grassierender Ahnungslosigkeit widerlegen kann, wird sich herausstellen. Dabei wird es auch ein Wiedersehen der Beteiligten mit einem alten Bekannten geben: Wilhelm Schelsky wird voraussichtlich am ersten Dezember als Zeuge auftreten.