Siemens Dialog
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19.04.2024, 15:04 Uhr

"Beschäftigte sind keine Manövriermasse"

  • 31.03.2010
  • Konzern

Siemens' Pläne für IT Solutions and Services sorgen seit ihrer Bekanntgabe auch in der breiten Öffentlichkeit für viel Aufmerksamkeit. Ein Interview mit der stellvertretenden Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Birgit Steinborn zu diesem Thema erschien am Dienstag auf den Internet-Seiten des IG Metall-Vorstands.

Birgit Steinborn.

SIS-Management und Vorstand haben versagt

Steinborn unterstreicht das Erstaunen darüber, dass die Unternehmerseite trotz wiederholter Aufforderungen der Arbeitnehmervertreter immmer noch kein tragfähiges wirtschaftliches Konzept für SIS vorgelegt hat: "Bislang warten wir vergeblich. Das SIS-Management und auch der Vorstand von Siemens haben hier versagt." Was man eigentlich im Zuge der Eingliederung in die Siemens AG anpacken wollte, blieb bis zu den aktuellen Wiederausgliederungsplänen auf der Strecke: "Wir vermissen nicht nur eine Strategie. Ob die neuen Pläne mit demselben Management bei der neuen SIS plötzlich das Ruder herumreißen, halten wir und große Teile der Belegschaft für wenig überzeugend."

"Unverschämt und unredlich"

Als Teilerfolg der Mobilisierung in den vergangenen Monaten - Stichwort 'Montagsspaziergänge' - betrachtet die stellvertretende Gesamtbetriebsratsvorsitzende, dass derzeit zumindest im Gegensatz zu früher nicht von Verkauf oder Börsengang gesprochen wird. Damit ist zwar keine endgültige Garantie vorhanden, aber immerhin: "Anscheinend haben sie verstanden, dass eine Restrukturierung bei Siemens erfolgen muss." Scharfe Kritik gibt es allerdings für den Versuch, Managementfehler auf die Beschäftigten abzuwälzen: "Die Firmenseite tauscht diese Figuren nicht aus, sondern die Mitarbeiter werden zum Bauernopfer gemacht. Nach all dem, was die Belegschaft in der letzten Zeit für die SIS geleistet hat, um ihren Laden zu retten, ist dies unverschämt und unredlich."

Möglichst viele Arbeitsplätze erhalten

Für die "neue" SIS als eigenem Unternehmen, so Steinborn weiter, fordern die Intereressenvertreter eine Beschäftigungsgarantie. Außerdem wollen sie den Zeitplan und die Zahlen der Belegschaft noch gründlich verhandeln: "Die Kolleginnen und Kollegen sind schließlich keine Manövriermasse, wie das die Firmenleitung immer gern sieht. Wir lassen uns bezüglich des neuen Geschäftsmodells beraten, denn das wichtigste nach all' den Versäumnissen seitens des Managements ist ein tragfähiges Konzept für die SIS. Es geht kurz gesagt darum, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten. Ein Abbau von 2.000 Beschäftigten ist für uns auf keinen Fall akzeptabel."