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29.03.2024, 16:03 Uhr

Beschäftigung im Heimatmarkt "eine der größten Herausforderungen"

  • 11.02.2010
  • Allgemein

Kahlschlagpläne in Franken, neue Technologie nach Tschechien, Investitionsoffensive in Indien - das waren in den vergangenen Wochen die auffälligsten Folgen der BRIC-Fokussierung. Offensichtlich fällt der Spagat zwischen Anspruch und Wirklichkeit schwer, denn eigentlich bezeichnete Joe Kaeser gerade die Beschäftigung daheim als eine der größten Herausforderungen für Unternehmen.

Wie sieht denn nun ein 'groß angelegter Abbau'<br>eigentlich aus: So hoch ...

... oder eher so breit?&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;(Siemens-Pressefotos)

Maßstab für gesellschaftspolitisches Ansehen

Die "<link http: www.boersen-zeitung.de _blank external-link-new-window>undefinedBörsen-Zeitung" zitiert den Finanzvorstand am Mittwoch, es sei eine der größten Herausforderungen für Unternehmen, in ihren stagnierenden Heimatmärkten für Beschäftigung zu sorgen: "Daran wird sich in dieser Dekade auch das gesellschaftspolitische Ansehen von Unternehmen und Unternehmensführern in Deutschland messen lassen müssen."

Herausforderung ohne klare Antworten

Wie sich der Vorstand dieser Herausforderung zu stellen gedenkt, bleibt vorerst im Dunkeln. Angesichts des konkreten Vorgehens etwa bei EDM und Drive Technologies muss man wohl hoffen, dass nicht insgeheim schon der Entschluss gefallen ist, vor dieser Herausforderung zu kneifen - so, wie man schon oft vor der Herausforderung zurückschreckte, schlingernde Geschäftsbereiche selber wieder auf Kurs zu bringen.

Ein bisschen klingt diese Möglichkeit bei der Antwort auf die Frage durch, wie ein Rekordquartal mit den Abbauplänen bei Industry zusammenpasst: Es gebe "leider auch immer wieder bestimmte Aktivitäten, die strukturell in ihrem Lebenszyklus an einem Punkt angekommen sind, an dem sie sich nicht mehr erholen. Dies ist beispielsweise in der Division Drive Technologies der Fall, weil eine Produktgeneration bei Standardmotoren ausläuft."

Warum aber damit die Entscheidung einhergeht, die nächste Produktgeneration in der tschechischen Republik herzustellen, was allein für rund 600 der 840 in Bad Neustadt betroffenen Stellen das Aus bedeutet, lässt Kaeser offen. Bei strukturellen Fragen müsse man eben andere Konsequenzen ziehen als bei konjunkturellen, erklärt er stattdessen, "selbst wenn Arbeitsplatzabbau dabei unvermeidbar ist, bei dem wir selbstverständlich mit größtmöglicher Umsicht vorgehen."

Portfolio-Fokussierung: SIS, NSN & Co

Diese Umsicht wird man unter Umständen noch weiter üben müssen. In Sachen Portfolio habe man "noch ein gutes Stück Fokussierung" vor sich, erklärt der CFO, und auch die Restrukturierung außerhalb der drei Sektoren werde wohl noch teurer als der Abbau der Industry-Arbeitsplätze. Als Beispiele dienen SIS, wo ein Börsengang 2012 wahrscheinlicher sei als 2011, und das Joint Venture Nokia Siemens Networks. Außerdem habe man für das Hörgerätegeschäft Gebote erhalten; die will man nun prüfen und dann entscheiden, ob verkauft wird oder investiert.

"Gewinne kommen nicht von alleine"

Womit man wieder beim eingangs erwähnten Spagat zwischen theoretischem Anspruch und praktischem Handeln wäre. Solange sich das gesellschaftspolitische Ansehen nicht in barer Münze auszahlt, steht zu befürchten, dass Antworten auf die Herausforderung der Beschäftigungssicherung weiter auf sich warten lassen. Betriebsräte, Gesamtbetriebsrat und IG Metall bei Siemens fordern bekanntlich schon lange ein entsprechendes Konzept - bislang vergeblich. Vielleicht ist man am Wittelsbacherplatz zu beschäftigt mit anderen Dingen, denn, wie nicht nur Kaeser weiß: "Gewinne kommen ja nicht von alleine. Man muss sie sich hart verdienen und sie ergeben sich dadurch, dass ein Geschäft wirtschaftlich und verantwortlich geführt wird."