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16.04.2024, 12:04 Uhr

Betriebsversammlung Moorenbrunn: drängende Fragen

  • 09.12.2009
  • Operativ

"Wie sicher sind unsere Arbeitsplätze?" Auf der in diesem Jahr letzten Betriebsversammlung des Standorts Nürnberg Moorenbrunn erwarten die Beschäftigten Antworten auf diese und andere drängende Fragen. Der Betriebsrat stellt in einem aktuellen Flugblatt dar, welche Themen den ArbeitnehmerInnen derzeit besonders am Herzen liegen.

Kurzarbeit

"Lieber kurzgearbeitet als lang arbeitslos" - nach diesem Motto hatte der Betriebsrat im Februar 2009 Kurzarbeit zugestimmt, um den Forderungen der Geschäftleitungen wegen deutlicher Auftragseinbrüche ein Stück entgegenzukommen. Zwar hatte der Betriebsrat Bedenken, krisenbedingt beispielsweise Entwicklungsprojekte zu verschieben und an einem Standort wie Moorenbrunn Kurzarbeit zu beantragen; andererseits musste man schnell wirksame Maßnahmen ergreifen.

Die Kurzarbeit hat diese Erwartungen optimal erfüllt, basierend auf einer als vorbildlich gelobten Betriebsvereinbarung. Probleme gab es dennoch, weil anders als etwa in einer Fertigung trotz Kurzarbeit vieles weiter erledigt werden musste. Der Betriebsrat reagierte mit einer Projektgruppe für Kurzarbeit und Beschäftigungssicherung, die beispielsweise über Ausnahmen von der Kurzarbeit beschloss. Um einen Missbrauch der Kurzarbeit als verkappte Sparmaßnahme zu verhindern, wurde außerdem die Kurzarbeit nur bis Ende  Januar 2010 verlängert, anstatt wie von der Betriebsleitung gewünscht für den maximalen Zeitraum.

Portfolio-Politik

Die so genannte aktive Portfolio-Politik als Mittel zur Konzentration auf margenstarke Geschäftsfelder stößt auch in Moorenbrunn auf Kritik, weil sie kurzfristige Renditen vor nachhaltige Strategien stellt: "Aktives Portfolio-Management ist die Heuschreckenvariante der Unternehmensführung, gefordert sind aber Nachhaltigkeit und organisches Wachstum." Der Betriebsrat betont daher, dass Siemens seine 160-jährige Erfolgsgeschichte ganz anderen Methoden zu verdanken hat: "Die Alternative zur Heuschreckenvariante besteht darin, dass unsere Top-Manager sich überlegen, wie das Potential ihrer Beschäftigten optimal eingesetzt werden kann, wie das Geschäft gestaltet werden muss, um die vorhandenen Mitarbeiter zu beschäftigen. [...] Es ist widersprüchlich, wenn der Arbeitsdirektor einen Mangel an Ingenieuren prognostiziert und gleichzeitig Geld für deren Entlassung in die Hand nimmt."

Handlungsoptionen

Was also können Betriebsräte, Beschäftigte und IG Metall tun, um das Management zu aktivem Gestalten im Sinne klassischer Unternehmer sowie sozialer und gesellschaftlicher Verantwortung zu bewegen? Eine Mitbestimmung in wirtschaftlichen Angelegenheiten gibt es, wie der Moorenbrunner Betriebsrat feststellt, nicht - obwohl die Leidtragenden falscher Entscheidungen allzu oft in erster Linie die Beschäftigten sind. Darum gilt: "Solange unsere Manager von kurzfristigen Renditezielen getrieben werden, müssen wir Beschäftigungssicherung anders buchstabieren: Immerhin ist es IG Metall und dem Gesamtbetriebsrat gelungen, bis Ende GJ 2010 den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen zu vereinbaren und gleichzeitig einen sehr guten Interessenausgleich und Sozialplan bei freiwilligem Arbeitsplatzverzicht zu vereinbaren. Dieser Interessenausgleich/Sozialplan wurde hinsichtlich steuerlicher Aspekte verbessert und im Grundsatz bis Ende GJ 2011 verlängert."

Die Fortschreibung der Beschäftigungssicherung über das Jahr 2010 hinaus steht derzeit im Mittelpunkt der Anstrengungen von IG Metall und Gesamtbetriebsrat. Für Standorte wie Moorenbrunn ist dies besonders wichtig, weil im Büro- und Verwaltungsbereich enorme Produktivitätssteigerungen prognostiziert werden. Eine alternative Reaktion ist die auch vom Gesamtbetriebsrats bereits mehrfach angeregte Diskussion neuer Arbeitszeitmodelle. Auch der Moorenbrunner Betriebsrat sieht hier einen vielversprechenden Ansatz: "Die Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit gilt als Wachstumsbremse, ein völlig unbewiesenes Dogma: Zur Bewältigung der durch die Krise verschärften Rationalisierungsthematik werden wir neue Wege finden müssen."


Das vollständige Flugblatt des Moorenbrunner Betriebsrates zur Versammlung am 9.12.09 können Sie als PDF über obenstehenden Link (Nbg-M.pdf) herunterladen.