Siemens Dialog
https://www.dialog-igmetall.de/nachrichten/das-geschaeft-wollen-wir-nicht-mehr
29.03.2024, 11:03 Uhr

"Das Geschäft wollen wir nicht mehr"

  • 10.07.2013
  • Operativ

- auf diese Aussage lassen sich nach Auffassung der Betriebsrates der Niederlassung Köln die Abbau-, Umbau- und Restrukturierungsprojekte der letzten Jahre im Sektor Industry reduzieren. Bei einer Betriebsversammlung wurde vergangene Woche deutliche Kritik laut.

Klare Ausführungen zu Siemens 2014:

Der Betriebsrat der NL Köln.

Nachfolgend ein Bericht von der Betriebsversammlung der NL Köln am 4. Juli 2013:

Rund 400 MitarbeiterInnen folgten gespannt den Ausführungen des Betriebsrates zum Thema „ Siemens 2014“  und dem Alternativprogramm von Gesamtbetriebsrat und IG Metall, „Siemens 2020“.  Der Betriebsratsvorsitzende nahm zu den drei Abbauprojekten am Standort Köln direkt Stellung.

Entscheidungen im Elfenbeinturm

Zu I-POP erklärte er dabei unter anderem : „Per Anweisung vereinfachte LoA-Prozesse zum Abbau von Personal zu benutzen, statt den Mitarbeitern mehr Freiraum und Zeit für Kunden und Geschäft zu verschaffen, zeigt, wie weit sich die Entscheidungsträger in diesem Unternehmen von den operativen Einheiten entfernt haben.“

Ähnlich kritisch fiel das Urteil zu den Projekten „50 Hz“ und  „Unterauslastung“ aus: „Das hier ist das Ende einer Geschäftspolitik, die sich bereits seit einigen Jahren wie ein roter Faden durch den Sektor Industrie zieht. In den letzten Jahren hat sich unsere Sektorenleitung  in ihren Abbau-, Umbau- und Restrukturierungsprojekten nur auf ein Thema beschränkt: 'Das Geschäft wollen wir nicht mehr, das Geschäft wollen wir nicht mehr, das Geschäft wollen wir nicht mehr.' Und so weiter, und so weiter, und so weiter."

"Totalausfall des Managements"

Was sie nicht wollten, das war diesem Vorstand immer sehr klar, aber neue Ansätze, neue Geschäftsfelder, Zukunftsperspektiven zu entwickeln, das war nie sein Ding. Und so haben sie Standbein für Standbein abgesägt und  Geschäftsfeld nach Geschäftsfeld aufgegeben. Am Ende bleiben uns nur noch wenige  Standbeine - sprich Geschäftsfelder - übrig, die dann auch noch mit vielen unsinnigen Beschränkungen und hohen Vorgaben aus dem eigenen Haus zu kämpfen haben, und wenn dann - wie jetzt bei Stahl oder Papier - Geschäft wegbricht, dann haben wir zusätzlich  zum Personalabbau durch Geschäfte, die wir nicht mehr wollen, noch einen  Personalabbau von Mitarbeitern, für die wir keine Aufträge mehr bekommen.

Diese seit Jahren betriebene Geschäftspolitik zum Thema Service und Lösungsgeschäft des Sektors Industrie, die sich einseitig  auf die Aufgabe und Abwicklung von Geschäftsfeldern konzentriert hat, und die zu keiner Zeit  überzeugende Alternativen und Konzepte für die Zukunft zu entwickeln in der Lage war, ist ein kompletter Totalausfall unseres Managements.

Margenzwang ...

Die Rechnung sollen die Kolleginnen und Kollegen jetzt durch den Verlust ihres Arbeitsplatzes bezahlen. Hier kommt - neben mangelnden Sachverstand - eine Denkweise unserer Vorstände zu Tage, die sich ausschließlich auf die Wünsche des Kapitalmarktes konzentriert, die Wünsche nach einer immer höheren, letztendlich maßlosen Rendite. Diese Wünsche gilt es zu befriedigen, alles andere ist zweitrangig. Der Kunde mit seinen Bedürfnissen und Wünschen, aber auch die Mitarbeiter stehen hier nicht mehr im Mittelpunkt.

... trifft auf Widerstand

Dem müssen wir mit Siemens 2020 entgegenwirken. Am Standort Köln läuft eine Befragungsaktion, bei der die MitarbeiterInnen jetzt Vorschläge einreichen können. Erste Ergebnisse aus einer Klausurtagung des Betriebsrats liegen bereits vor.