Siemens Dialog
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18.04.2024, 18:04 Uhr

Dem radikalen Umbau Einhalt gebieten

  • 27.06.2014
  • Konzern

Nach dem engagierten Aktionstag der Unify-Standorte wenden sich die Arbeitnehmervertreter nun ausdrücklich auch an Siemens. Die heutige Minderheitseigentümerin soll ihrer Verantwortung als frühere Besitzerin nachkommen und eingreifen, bevor die düsteren Erinnerungen und Befürchtungen zum Stichwort "BenQ" ein weiteres Mal Realität werden.

Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats Helmut Dombrowski, sein Stellvertreter Horst Grefen und der Unternehmensbetreuer der IG Metall Peter Mokrus haben mit diesem Ziel einen offenen Brief (siehe Brief-Unify.pdf) an Vorstand und Aufsichtsrat der Siemens AG geschickt.

Anhaltender Niedergang

Darin erinnern sie an den anhaltenden Niedergang des 2006 ausgegliederten COM-Bereiches und insbesondere an den Verkauf der Mehrheit an US-Investor Gores: "Als 2008 an den Finanzinvestor Gores Group 51 Prozent der Anteile verkauft wurden, hörten wir von Ihnen, dass damit ein kompetenter Partner gefunden worden sei, der bereit und in der Lage wäre, in das Unternehmen und damit in unsere Zukunft zu investieren." Was aus der versprochenen Zukunft wurde, ist bekannt: "Seitdem haben wir vier sogenannte Restrukturierungen erleben müssen. Heute arbeiten weltweit nur noch etwa 7.000 Menschen bei Unify, in Deutschland sind es weniger als 3.000." Was lange befürchtet wurde, nimmt nun konkrete Formen an: "Jetzt soll das Unternehmen Unify endgültig zerschlagen werden."

Nicht ohne Gegenwehr

Nachdem die Zahl der Beschäftigten in Deutschland sich seit der Ausgliederung bereits um mehr als die Hälfte reduziert hat, soll jetzt ein weiteres Mal die Axt angelegt werden. Von 43 Standorten sollen nur 9 übrig bleiben, die Zentrale von München in die Schweiz umziehen. Entwicklung, Service und Vertrieb werden gleichermaßen auf ein Maß geschrumpft, das Zweifel an der Überlebensfähigkeit hervorruft. Die Unterzeichner des Briefes ziehen das Fazit: "Für uns bedeutet dies in erster Linie, dass die Eigentümer Siemens und Gores sowie das Management nicht oder nicht mehr an die Zukunft von Unify glauben." Die Arbeitnehmervertreter sind entschlossen, dabei nicht einfach zuzuschauen: "Sie können sicher sein, dass wir dies nicht ohne Gegenwehr und nicht kampflos hinnehmen werden."

Vertrauen in die Überlebensfähigkeit

Trotz aller Schwierigkeiten, von denen viele haus- beziehungsweise Management-gemacht sind, sehen die Beschäftigten durchaus noch Möglichkeiten für Unify - wenn sich das Unternehmen nicht selber das Fundament entzieht: "Wir befürchten, dass es uns wie den Beschäftigten von BenQ ergehen wird und fordern Sie deshalb auf, diesem geplanten radikalen Umbau Einhalt zu gebieten. Wir möchten Sie eindringlich an Ihre Verantwortung als Eigentümer von Unify erinnern."

Appell an Siemens

Nun ist Siemens gefordert, ohne Verzögerung einzugreifen, wobei Hinweise auf die Mehrheit der Gores Group nicht ziehen werden. Gesamtbetriebsrat und IG Metall jedenfalls verlangen die Aufnahme von Gesprächen mit dem Ziel, das Überleben der ehemaligen Siemens Enterprise Communications zu sichern: "Auch bei uns sollten die Menschen vor der Marge kommen, denn was für Siemens gilt, muss auch für uns als Siemens-Beteiligungsgesellschaft gelten. Wir bitten Sie, nein, wir fordern Sie hiermit im Namen aller Beschäftigten der Unify auf, mit uns als deren Repräsentanten kurzfristig einen Gesprächstermin zu vereinbaren."