Siemens Dialog
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25.04.2024, 03:04 Uhr

"Der Vorstand trägt die Verantwortung"

  • 03.12.2009
  • Allgemein

Der erste IG Metall-Vorsitzende Berthold Huber nimmt Stellung zu dem Aufsichtsratsbeschluss über Vergleiche mit früheren Siemens-Vorständen über Schadenersatzzahlungen wegen der Korruptionsaffäre.

Im <link http: www.sueddeutsche.de wirtschaft text _blank external-link-new-window>undefinedInterview mit der "Süddeutschen Zeitung" erklärte Huber am Mittwoch nach der Entscheidung des Kontrollgremiums, dessen stellvertretender Vorsitzender er ist: "Wir als Vertreter der Belegschaft haben im Aufsichtsrat von Siemens, was die Höhe der Zahlungen anbelangt, diesen Vergleichen nicht mit großer Begeisterung zugestimmt. Wir haben das im Interesse des Unternehmens genehmigt, weil für uns die Arbeitsplätze zählen."

Die Alternative, ein langwieriger Prozess gegen Heinrich von Pierer und die anderen Ex-Manager, hätte nach Hubers Einschätzung Siemens von den jetzt wichtigeren Aufgaben abgelenkt: "die Wirtschaftskrise und deren Folgen zu bewältigen".

Hohe symbolische Bedeutung

Über Siemens hinaus hat der Vorgang eindeutige Konsequenzen für die Management-Kultur in ganz Deutschland. Nach diesem Präzendenzfall steht fest: "Der Vorstand trägt die Verantwortung für das, was im Unternehmen geschieht. Er kann sich nicht auf Nichtwissen berufen. Es kann nicht sein, dass die Verantwortung auf die Belegschaft abgewälzt wird." Aus diesem Blickwinkel gewinnen die Zahlungen der Ex-Vorstände über insgesamt knapp 20 Millionen Euro in Hubers Augen "eine hohe symbolische Bedeutung" - auch wenn diese Summe nur einen Bruchteil des entstandenen Schadens ausmacht.

Neues Kapitel in der deutschen Wirtschaft

Das Fazit des IG Metall-Vorsitzenden lautet vor diesem Hintergrund: "Siemens hat die Affäre beispielhaft aufgearbeitet, daran muss man sich orientieren. Hier wird ein neues Kapitel in der deutschen Wirtschaft aufgeschlagen. Mit Prinzipien, die nicht nur auf dem Papier stehen, sondern gelebt werden. Kein Unternehmen kommt mehr ohne klare Regeln aus, ohne funktionierende Compliance-Abteilungen, die für saubere Geschäfte sorgen und Korruption verhindern."