Siemens Dialog
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26.04.2024, 01:04 Uhr

Druck auf Ganswindt wächst

  • 02.05.2011
  • Konzern

Es hatte gar nicht so schlecht ausgesehen für Ex-Siemens-Vorstand Thomas Ganswindt im Prozess um die Korruptionsaffäre - bis Hauptbelastungszeuge Reinhard Siekaczek aussagte, er habe den damaligen COM-Chef über die Bestechungen informiert und um Maßnahmen gebeten, sie abzustellen. Ganswindts Anwälte bezweifeln ihrerseits Siekaczeks Glaubwürdigkeit.

Harte Vorwürfe ...

Siekaczeks Aussage am vergangenen Dienstag stellt, sollten die Richter sie als stimmig bewerten, einen harten Schlag für Ganswindts Darstellung dar, er habe von den illegalen Zahlungen nichts gewusst. Er will Ganswindt Anfang 2004 informiert haben, dass jährlich Bestechungsgelder in zweistelliger Millionenhöhe nach Nigeria, Russland und andere Staaten flössen. Dabei habe er den Vorstand um Hilfe gebeten, diese Vorgänge abzustellen, worauf dieser versprochen habe, sich darum zu kümmern.

... und Zweifel an der Glaubwürdigkeit

Siekaczek selbst war offenbar bis Ende 2004 maßgeblich für die Organisation von schwarzen Kassen bei COM verantwortlich und wurde dafür schon im Jahr 2008 zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren und einer Geldstrafe verurteilt. Außerdem läuft in der Schweiz gegen ihn noch ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung, weshalb er am Donnerstag beim Gegenangriff von Ganswindts Verteidigung mehrfach die Aussage verweigern konnte.

Die Anwälte Ganswindts nahmen vor allem die Glaubwürdigkeit Siekaczek ins Visier. Da er sich selbst bereichert habe, hätte er keinerlei Interesse gehabt das Korruptionssystem abzustellen, argumentieren sie; daher habe er seinen damaligen Vorgesetzten auch nicht zur Bekämpfung der Korruption aufgefordert.

Das klingt an sich nicht unlogisch, wirft allerdings eine andere Frage auf: Warum sollte Siekaczek, für den der Fall vor der deutschen Justiz bereits abgeschlossen ist, mit Falschaussagen gegen Ganswindt erneut unsicheren Boden betreten? Es bleibt also spannend in dem Verfahren, das sich möglicherweise noch länger hinzieht, um nach dem Urteil der Münchner Richter womöglich gleich in die nächste Instanz zu gehen.