Siemens Dialog
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26.04.2024, 00:04 Uhr

Eine Stunde für unsere Zukunft

  • 19.07.2013
  • Operativ

Unter diesem Motto demonstrierten am 18. Juli über 400 SiemensianerInnen der Postautomatisierung in Konstanz für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Der Standort ist im Rahmen von "Siemens 2014" wegen - wie sollte es anders sein - angeblich zu geringer Marge zum Verkauf vorgesehen. Der Belegschaft verursacht der mögliche Einstieg von Finanzinvestoren besondere Sorgen.

Kampf gegen Einstieg von "Heuschrecken"

Unter anderem die Nachrichtenagentur Reuters hatte zuvor über ein Angebot der Finanzinvestoren Triton, Gores Group und Platinum Equity für den Konstanzer Betrieb berichtet. Dass Betriebsrat, Beschäftigte und IG Metall gemeinsam sich nachdrücklich gegen einen solchen Verkauf an einen Finanzinvestor stemmen, hat aufgrund einschlägiger Erfahrungen mit dieser Sorte Käufer handfeste Gründe. Baden-Württembergs IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann bringt sie auf den Punkt: "Den Standort an Investoren zu verscherbeln, die kein Interesse an einer dauerhaften Fortführung haben, sondern sich in der Regel nur einige Filetstücke herausschneiden und zu schnellem Geld machen, wäre ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten. Die Arbeitsplätze am Siemens-Standort Konstanz dauerhaft und nachhaltig zu erhalten, muss im Mittelpunkt stehen. Darum kämpfen wir."

Kein Opfer für höhere Margen 

Der Betriebsratsvorsitzende Claus Schreijäck forderte beim Protest am Donnerstag erneut den Erhalt aller Arbeitsplätze sowie Investitionen und eine höhere Wertschöpfung am Standort Konstanz. Diese Ziele sind nicht nur nach seiner Überzeugung realisierbar - aber nur mit einem industriellen Erwerber:  "Wir brauchen ein Konzept, das auf die Weiterentwicklung unserer Produkte und Lösungen setzt. Hier ist so viel Wissen und Erfahrung vorhanden, dass es fahrlässig wäre, dies einem kurzfristigen Profit- und Margendenken zu opfern.

Armutszeugnis für Siemens

Raoul Ulbrich, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Singen, stellte Siemens seinerseits ein "Armutszeugnis für einen Technologiekonzern" aus und wirft dem Management "eine Art Margenblindheit, die rationales Denken und Handeln aussetzen lässt", vor. Alle Redner forderten, die Beschäftigung in der Region zu halten, Wertschöpfung und Fertigung zu sichern und zusätzliche Investitionen in den Standort. Die Linie des Managements ist in der Tat schwer nachzuvollziehen: Noch kurz vor Bekanntgabe der Verkaufspläne Ende 2012 hatte man betont, es handele sich bei der Postautomatisierung um einen zukunftsträchtigen Bereich.