Siemens Dialog
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20.04.2024, 15:04 Uhr

Einfluss nehmen, um Arbeitsplätze zu sichern

  • 24.06.2011
  • Allgemein

Während und kurz nach der Krise standen viele Fragen nach ihren systemimmanenten Ursachen im Raum, die im Zuge des Aufschwungs durch den Trend zum "weiter so" jedoch wieder in den Hintergrund gedrängt wurden. Ein riskantes Versäumnis, wie nicht nur die Gewerkschaften, sondern auch viele Wissenschaftler warnen.

Wichtige Fragen nach den Fehlern im System

Die IG Metall hält mit ihrer Forderung nach einem Kurswechsel gegen die Verdrängung der Fragen nach Fehlern im System, handelt es sich doch bei ihnen um die zwingende Voraussetzung dafür, nicht ein zweites Mal an den Rand der Katastrophe zu geraten. Der erste IG Metall-Vorsitzende Berthold Huber drückt es im Vorwort einer neuen Broschüre zu diesem Thema so aus: "Die Finanzmarktkrise wird zu Recht nur als Zuspitzung einer lange andauernden Entwicklung empfunden."

Kurswechsel auch bei Siemens

Im Zuge der Kurswechseldebatte wurden für diese Broschüre* Betriebsräte großer Unternehmen befragt, wie sie die Krise erlebt und welche Schlussfolgerungen sie daraus gezogen haben. In diesem Zusammenhang darf Siemens als größter privater Arbeitgeber Deutschlands natürlich nicht fehlen - der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Lothar Adler und seine Stellvertreterin Birgit Steinborn äußern sich zur Mitbestimmung, dem nötigen Kurswechsel auch bei Siemens und dem stabilisierenden Einfluss der Arbeitnehmerseite im Unternehmen.

Beteiligung und Mitwirkung

"Unsere Erfahrung aus der Wirtschaftskrise ist," erklärt Adler zur Rolle der Mitbestimmung, "dass Beteiligung und Mitwirkung der Arbeitnehmervertreter eine entscheidende Rolle bei der Arbeitsplatzsicherung gespielt haben." Mit tragfähigen Vereinbarungen wurden Arbeitsplätze erhalten und materielle Einbußen eingegrenzt: "Aus konjunkturellen Gründen ist kein Stammmitarbeiter bei Siemens in Deutschland abgebaut worden."

Arbeitsplätze erhalten, Zukunft gestalten

Für den Gesamtbetriebsrat haben die hausgemachte Krise von Siemens und die Finanzkrise haben gezeigt, wie notwendig Einsatz und Einfluss von Betriebsräten ist, um Arbeitsplätze zu erhalten. Steinborn zieht die Konsequenz aus den Erfahrungen: "Wir brauchen einen Kurswechsel in der Politik, in den Unternehmen, auch bei Siemens. Ein 'weiter so' wie vor der Krise darf es nicht geben. Wir wollen Bewährtes fortsetzen und ausbauen. Es gilt, Arbeitsplätze zu erhalten und Zukunft zu gestalten."

Von allein wird das trotz der in der Krise gestärkten Position von Betriebsräten und IG Metall bei Siemens nicht gehen: "Die Interessengegensätze zwischen Kapitaleignern und Beschäftigten bestehen weiter. Es läuft bei uns ja auch nicht alles nur harmonisch ab, es gibt zahlreiche Konflikte. Der Unterschied zur Vergangenheit ist: Die Akzeptanz von IG Metall und Betriebsräten hat sich deutlich erhöht."

Chancen und Risiken im Umbau

Aktuell muss sich diese Akzeptanz in der Herausforderung der neuen Umbaumaßnahmen bewähren. Adler sieht in ihnen Chancen, wenn eine Wachstumsinitiative lanciert und Stellenabbau vermieden wird, schränkt aber ein: "Uns ist allerdings unklar, wo Wachstum geplant ist. Beschäftigungsaufbau darf sich nicht lediglich auf eine Erweiterung des Vorstandes reduzieren, sondern alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen davon profitieren."

Investitionen und Innovationen - das sind unsere Handlungsfelder

Eine wesentliche Rolle spielt dabei die im vergangenen Jahr verlängerte Beschäftigungssicherung. Steinborn betont, dass Beschäftigungsabbau wie in den letzten Jahren - "in Deutschland hat sich die Zahl der Beschäftigten in den letzten 20 Jahren halbiert" - aus Arbeitnehmersicht keinesfalls hingenommen wird: "Wir wollen Einfluss nehmen, um Arbeitsplätze für die Zukunft zu sichern. Da geht es vor allem um Investitionen und Innovationen, strategische Personalplanung, Leiharbeit und das Siemens Produktionssystem/Lean Company. Das sind unsere Handlungsfelder. Gerade auch mit dem erneuten Umbau ist es wichtig, dass wir hier intensiv nachfragen, um Fehlentwicklungen und Missstände zu verhindern."


* Das vollständige Gespräch steht in der Broschüre Kurswechsel: Nachgefragt bei Betriebsrätinnen und Betriebsräten, die man <link http: www.igmetall.de cps rde xbcr internet docs_ig_metall_xcms_175728__2.pdf _blank external-link-new-window>undefinedals PDF hier herunterladen kann.