Siemens Dialog
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25.04.2024, 16:04 Uhr

Erst Auszeichnung, dann Abbau

  • 18.02.2010
  • Operativ

"Gesellschaftlicher und geschäftlicher Verantwortung gerecht zu werden", so erklärt Siemens in Sachen Corporate Responsibility, "heißt für Siemens auch, den Umweltschutz ernst zu nehmen, die menschliche Gesundheit zu schützen sowie natürliche Ressourcen zu schonen." Um diese lobenswerte Absicht voranzutreiben, vergab man im November 2009 den "Siemens Umweltpreis" - Preisträger war Bad Neustadt.

Erst ausgezeichnet, dann abgeschoben?

"Alle an einem Strang"

Wie in der <link http: w1.siemens.com responsibility de umwelt management kommunikation effizienzturbo.htm _blank external-link-new-window>undefinedReportage über das Preisträger-Werk Bad Neustadt zu erfahren ist, bekam es die Auszeichnung in der Kategorie "Umweltmanagement und Umweltengagement" für sein hocheffizientes Energiemanagement-System, das in alle Produktions- und Versorgungsprozesse eingebunden ist. Der Projektmanager erklärt im virtuellen Werksrundgang den Ansatz: "Technisches und mentales Energiemanagement, bei dem alle an einem Strang ziehen."

Mentales Energiemanagement

Klar, dass so etwas nur mit engagierten, qualifizierten und gut motivierten MitarbeiterInnen klappt. Der Projektmanager betonte: "Während sich das technische Energiemanagement auf die rein technisch umsetzbaren Maßnahmen [...] konzentriert, zielt das mentale Energiemanagement auf Bewusstsein, Verhalten, Denkweise und Motivation der Mitarbeiter ab."

Bestnote für Bad Neustadt ...

Und die haben unübersehbar gut mitgezogen. Im Rahmen von "Fit4 2010" ergab ein Analysecheck der Prozesse zur Realisierung von Energiesparpotenzialen und der Strategie des mentalen Energiemanagements über zehn Prozent Energieeinsparung pro Jahr, 800.000 Euro Kostenreduktion seit dem Start 2007. Das Ergebnis war die Bestnote mit fünf von maximal fünf möglichen Sternen.

Die Geschichte demonstriert anschaulich, dass man in Bad Neustadt nicht nur technologisch Spitzenleistungen abliefert, sondern auch die Belegschaft sich als Teil eines Ganzen begreift, auf das man stolz sein kann. Der Projektmanager schloss damals, alle Mitarbeiter am Standort seien "weiterhin aufgefordert – und auch hoch motiviert –, Energiesparmöglichkeiten zu identifizieren. Denn nur durch eine veränderte Wahrnehmung sowie den persönlichen Einsatz jedes Einzelnen kann ein nachhaltiger und breit gefächerter Erfolg erreicht werden."

... knapp drei Monate vor dem Abbaubeschluss

Offenbar wusste auch er vor nicht einmal drei Monaten noch nicht, dass der Standort bald darauf ins Visier von Portfolio-Politik und Restrukturierungswut geraten würde. Nicht nur für die MitarbeiterInnen am Standort machen derlei Widersprüche die Entscheidung zum Stellenabbau unverständlicher.