Siemens Dialog
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23.04.2024, 17:04 Uhr

"Ex-SIS-tenz gefährdet"

  • 15.12.2009
  • Konzern

In Erlangen, Paderborn, Fürth, und Essen protestierten am Montag hunderte Beschäftigte von Siemens IT Solutions and Services gegen ihre geplante Ausgliederung und den Stellenabbbau, der im Zusammenhang damit zu befürchten steht. Die Aktionen, die je nach der weiteren Entwicklung wohl nur den Auftakt bildeten, wurden von allen Beteiligten als Erfolg bewertet. [Update: Details aus Fürth]

Protest in Erlangen ...,

... in Fürth und

... in Paderborn (Fotos zum Vergrößern anklicken)

Stellenabbau im Kielwasser der Ausgliederung

In den Medien mehren sich seit Tagen die Meldungen, auf SIS käme mit der Ausgliederung ein größerer Stellenabbau zu, bei dem auch betriebsbedingte Kündigungen nicht auszuschließen seien. Unter anderem "<link http: www.finanzen.net eurams eurams_uebersicht.asp _blank external-link-new-window>undefinedEuro am Sonntag" zitierte "gut informierte Kreise", in Zusammenhang mit der Verselbständigung sei dies in größerem Umfang zu befürchten: "Nach aller Logik bleibt wohl keine andere Lösung als betriebsbedingte Kündigungen. Wir werden mit einer vierstelligen Zahl rechnen müssen."

Ein Drittel der Stellen auf der Streichliste?

In der Tat kursiert im Unternehmen die Einschätzung, rund ein Drittel der Stellen bei SIS könnten zur Disposition stehen. Dass man dieses Ziel bei über 8.000 Beschäftigten in Deutschland kaum durch Aufhebungsverträge, Altersteilzeit und andere 'weiche' Maßnahmen erreichen könnte, liegt auf der Hand, zumal diese Instrumente die entsprechenden Zielgruppen schon bei vorherigen Restrukturierungsansätzen spürbar dezimiert hat.

Protest trotz klirrender Kälte

Kein Wunder also, dass unter diesen Vorzeichen etliche Hundert SIS-Beschäftigte Betriebsversammlungen und IG Metall-Infoveranstaltungen in Erlangen, Paderborn, Fürth und Essen trotz klirrender Kälte zum Protest nutzten. In Erlangen folgten mehr als 300 Beschäftigte der Einladung des Betriebsrates zur Abteilungsversammlung, wo die Betriebsratsvorsitzende Sigrid Heitkamp und Bereichsbetriebsrat Dietmar Neumann über den aktuellen Stand informierten.

Premiere in Fürth

Zeitgleich folgten rund 400 SIS'lerInnen im nahen Fürth dem Aufruf zu einer Protestkundgebung nach der dortigen Betriebsversammlung. Die Initiative für einen standortübergreifenden SIS-Protest war wesentlich vom Fürther Betriebsrat ausgegangen - umso bemerkenswerter, da es hier noch nie zuvor bei SBS beziehungsweise SIS eine derartige Kundgebung gegeben hatte. Die Premiere war ein klarer Erfolg und ein Signal an Siemens: Die starke Beteiligung und der Rückhalt der Beschäftigten, die nicht selbst teilnehmen konnten, zeigten ebenso wie teilweise emotionalen Redebeiträge aus Vertrauenskörper, Betriebsrat und IG Metall, dass sich die SIS-Beschäftigten in Fürth nicht ohne weiteres abschieben und ihrer Ansprüche berauben lassen werden.

Oecking bleibt Antworten schuldig

Der kommissarische SIS-Leiter Christian Oecking konnte in Erlangen die meisten Fragen der Belegschaft nicht befriedigend beantworten; seine Äußerung, die Beschäftigten sollten Antworten auf ihre Nachfragen doch bei Betriebsrat und IG Metall suchen, führte zu hörbarem Unmut - verständlich. Im Anschluss an die Versammlung protestierten die Beschäftigten, unterstützt durch Kollegen der EDM, vor dem Erlanger Siemens-Hochhaus gegen die Ausgliederung.

Paderborn: Restrukturierungen kosten Arbeitsplätze

In Paderborn gingen hunderte von Siemens' dortigen IT-Beschäftigten auf die Straße, um sich an einem Informationsstand der IG Metall vom Betriebsrat und der Gewerkschaft über die Ausgliederungspläne informieren lassen. Carmelo Zanghi, erster Bevollmächtigte der Paderborner IG Metall, begrüßte sie mit den Worten: "Seit zwanzig Jahren bin ich mittlerweile in Paderborn für die IG Metall tätig. Seit zwanzig Jahren wird 'umstrukturiert', aber mehr Arbeitsplätze hat das nie gebracht. Das Gegenteil ist der Fall!"

Der Betriebsratsvorsitzende Walter Wiechers brachte die Haltung der Beschäftigen auf den Punkt: "Personalabbau durch Kündigungen und Aufhebungsverträge kann nicht unsere Perspektive sein!" Günter Neumann vom Gesamtbetriebsrat forderte wesentliche Veränderungen im Management und die Entwicklung einer klaren Geschäftsperspektive statt halbherziger Reorganisationsansätze: "Begriffe wie 'Outsourcing, Offshoring, Fit for the future, fit for 2010' sind inzwischen so bekannt wie Pizza und Bratkartoffeln."

Beschäftigung und Entgeltstrukturen erhalten

Nicht nur aus seiner Sicht steht daher für die Arbeitnehmerseite nun im Vordergrund, die Entgeltstrukturen zu erhalten und die IG Metall für die kommenden Verhandlungen mit der Geschäftsführung stark zu machen. Das Fazit der Paderborner: "Dafür war diese kleine Demonstration und Kundgebung sicher schon ein guter Auftakt!"