Siemens Dialog
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19.03.2024, 11:03 Uhr

Frankenthal: konzertierter Widerstand

  • 23.11.2015
  • Operativ

Bei Siemens Turbomachinery Equipment setzen die Beschäftigten ihren Widerstand gegen die Pläne Siemens' unvermindert fort, gleichzeitig wächst die Unterstützung aus Politik und Region. In diesem Prozess treten immer mehr Indizien dafür zu Tage, dass das ursprüngliche Vorhaben der Firmenseite eher mit heißer Nadel gestrickt ist als sorgfältig durchdacht wurde.

Frankenthaler Siemensianer_innen machen weiter ...

... und bleiben im Blickfeld der Öffentlichkeit.

Unbefriedigende Antworten

Am 18. zogen erneut rund 700 Beschäftigte von STE Frankenthal und aus Betrieben der Region zu einer Protestkundgebung in die Frankenthaler Innenstadt. Oberbürgermeister Theo Wieder berichtete von einem Gespräch mit Siemens-Verantwortlichen, denen gegenüber er seinen Unmut über die Planung von Siemens am Standort geäußert hatte. Auch nach seiner Auffassung werden am Standort Frankenthal zukunftsfähige Produkte hergestellt, und das Verlagern eines Teils davon ist verantwortungslos, da ein Ende des Standorts absehbar ist.

Auf seine Frage, ob es im Verlagerungsziel Brno bereits qualifiziertes Personal zur Produktion unserer Dampfturbinen gebe, hatte er zur Antwort bekommen, dies habe man "noch nicht überprüft". In Frankenthal nimmt man das als weiteren Beleg dafür, wie wenig durchdacht die Planung ist: Ein Produkt soll verlagert werden, ohne zu wissen, ob die Produktion weitergeführt werden kann - das bestärkt den Verdacht, dass aus Sicht von Siemens vor allem ein Standort von der Landkarte verschwinden soll.

Auf die Frage des Oberbürgermeisters, ob auch ein Verkauf des gesamten Standorts in Frage kommt, hieß es, auch das sei eine Option, bei der es auf den Preis ankomme. Der STE-Betriebsrat hofft, dass dies wirklich geprüft wird, da für ihn der Verbleib beider Produkte wesentlich für den Standorterhalt ist - ob innerhalb, oder, falls das nicht gewollt ist, auch außerhalb von Siemens.

Politik mischt sich ein

Als weiterer Redner äußerte David Langner, Staatssekretär des Landes Rheinland-Pfalz, sein Unverständnis dafür, dass ein profitables Unternehmen ohne wirtschaftliche Not zerschlagen werden soll. Die Folgen für die Region sind nach seiner Wahrnehmung erheblich, so dass er die Zukunft des Standorts auch mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer nochmals bei der Siemens Konzernführung ansprechen will.

Am 19. November fand ein Gespräch des Betriebsrates mit der Bundestagsabgeordneten Prof. Dr. Maria Böhmer statt. Sie steht in engem Kontakt zum Oberbürgermeister Theo Wieder und sicherte ihre volle Unterstützung zu. Den Fortbestand des Standorts wird sie an geeigneten Stellen der Politik und auch direkt bei Siemens in Berlin thematisieren.

Übrigens …

Interessant ist aus Sicht des Betriebsrates auch Joe Kaesers Reaktion auf eine Frage zum Standort Frankenthal im Rahmen der der Bilanzpressekonferenz der Siemens AG am 12. November. Kaeser erklärte, man strebe für den Standort eine "richtige Lösung" an; was genau darunter zu verstehen ist, blieb allerdings im Unklaren. Der Betriebsrat kommentiert trocken: "Bisher dachten wir, eine Lösung sei immer richtig, aber anscheinend gibt es Unterschiede. Wir können nur hoffen, dass die angedachte Lösung eine wirkliche Zukunft für unseren Standort bedeutet."