Siemens Dialog
https://www.dialog-igmetall.de/nachrichten/gerhard-cromme-mahnt-zur-maessigung
24.04.2024, 23:04 Uhr

Gerhard Cromme mahnt zur Mäßigung

  • 19.05.2010
  • Allgemein

Der Aufsichtsratsvorsitzende der Siemens AG äußerte sich am Wochenende im Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" zur Krise des Euro und dem Krisenmangement in Politik und Wirtschaft. Seine Manager-Kollegen fordert er in diesem Zusammenhang zur Mäßigung bei der Gestaltung ihrer Vergütungen auf.

Rettungspaket: "Es gab keine Alternative"

Der "<link http: www.faz.net _blank external-link-new-window>undefinedFrankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" gegenüber vertrat Cromme die Überzeugung, die Politik habe mit dem gigantischen Rettungsschirm die einzig mögliche Entscheidung getroffen. Nun müssten die Länder in instabiler Wirtschaftslage ihre Hausaufgaben machen, also Defizite und Schulden in den Griff bekommen, um einen Börsencrash nachhaltig zu verhindern. Den Euro an sich und die Währungsunion will er auf keinen Fall in Frage stellen - "aus voller Überzeugung".

Aufsichtsräte machen keine Industriepolitik

Unvermeidlich in einem Interview mit Cromme ist derzeit natürlich die Frage nach dem Einfluss der Aufsichtsräte in der deutschen Industrie. Cromme, in diesem Zusammenhang nach Bekanntgabe des Wechsels von Heinrich Hiesinger zu ThyssenKrupp zeitweilig massiv in die Kritik geraten, spielt die Bedeutung der Aufsichtsräte herunter: "Wer glaubt, über Aufsichtsräte würde Industriepolitik gemacht, der irrt." Auch die Folgen des Umgangs mit ehemaligen Siemens-Vorständen für sein Verhältnis zu anderen Top-Managern sieht er gelassen und betont die Notwendigkeit des kompromisslosen Vorgehens: "Hätten nicht die Herren Ackermann, Huber und Cromme als Siemens-Aufsichtsräte eingegriffen, hätte das für Siemens sehr, sehr bitter enden können."

Gegen Exzesse bei der Manager-Vergütung

Ein weiteres unvermeidbares Thema im Zusammenhang mit dem ehemaligen Vorsitzenden des Corporate Governance-Kommission sind die vieldiskutierten Manager-Gehälter. Im Boom vor der Krise ist es aus seiner Sicht dabei zu Exzessen gekommen: "Solche Auswüchse sind auf Dauer nicht tragbar." Vor klaren Worten an die Manager ist Cromme unübersehbar nicht bang: "Auch ihr habt von der Finanzblase profitiert. Und jetzt geht es euch nur gut, weil der Staat mit dem Geld der Steuerzahler die Banken, Versicherungen und die Wirtschaft insgesamt gerettet hat."

Eher theoretischen Charakter erhält diese an sich handfeste Erklärung durch den Hinweis, dass die Mäßigung bei der Manager-Vergütung natürlich nicht auf nationaler Ebene geregelt werden könne: "Wenn aber Amerika und Europa die Frage gemeinsam angehen, wäre das Problem rasch gelöst." Wirklich realistisch klingt das nicht, und auf Nachfrage mag Cromme auch auf keine Fall gesetzliche Gehaltsobergrenzen erwägen: "Eine gesetzliche Obergrenze will ich so wenig wie eine gesetzliche Frauenquote."

Das vollständige Gespräch mit Gerhard Cromme erschien in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" vom 15./15.05.2010. Einen umfangreichen Auszug veröffentlichte der <link http: www.faz.net s rubec1acfe1ee274c81bcd3621ef555c83c _blank external-link-new-window>Online-Auftritt FAZ.net.