Siemens Dialog
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20.04.2024, 01:04 Uhr

Hausgemachte Fehler

  • 23.09.2011
  • Allgemein

In der Diskussion um den Fachkräftemangel hat die IG Metall den Aspekt fehlender Perspektiven und Attraktivität vieler Arbeitsplätze unterstrichen. Ihr erster Vorsitzender Berthold Huber bezeichnete diese Ursachen für unbesetzte Stellen als "hausgemachte Fehler der Betriebe und der deutschen Wirtschaft".

Attraktiviträt gegen Fachkräftemangel

Im Rahmen der <link http: engineering-igmetall.de etagung2011 _blank external-link-new-window>Engineering- und IT-Tagung "Global Engineering- Solidarität statt Konkurrenz" (Essen, 20./21.09.) erklärte Huber, Schwierigkeiten beim Besetzen offener Stellen deuteten auf die fehlende Attraktivität der unbesetzten Arbeitsplätze hin. Gerade für akademische BerufsanfängerInnen ist die IT-Branche nach seiner Einschätzung noch nicht attraktiv genug, wozu auch die dort verbreiteten prekären Arbeitsverhältnisse beitragen. Hubers Warnung an die Unternehmen: Mit einem Absenken der Einkommen wird man dieses Problem ebenso wenig bewältigen wie mit Leiharbeit, Befristungen, Werkverträgen und anderen Formen der prekären Beschäftigung.

Befristung und Leiharbeit nehmen zu

Die Ergebnisse einer Studie im Auftrag der IG Metall stützen diese Einschätzung. Ihnen zufolge bewerten zwar rund Dreiviertel der Hochschulabsolventen im Organisationsbereich der IG Metall ihre berufliche Situation als zufriedenstellend, gleichzeitig stieg jedoch seit 1989 der Anteil befristeter Arbeitsverhältnisse unter ihnen um zehn auf 22 Prozent; zudem hat fast jeder zehnte Absolvent nach dem Studium Erfahrungen mit Leiharbeit gemacht. Ergänzt wird das Problem durch eine unterdurchschnittliche Entgeltentwicklung: Die letzte Entgeltanalyse der IG Metall für die IT-Branche weist von 2010 auf 2011 einen Anstieg um nur 1,5 Prozent aus.

Nicht Lohn-Dumping ist die Lösung, ...

Vor diesem Hintergrund lehnt die IG Metall der Sicherung des Fachkräftebedarfs etwa durch Zuwanderung von hochqualifizierten Fachkräften aus dem außereuropäischen Ausland nachdrücklich ab. Wie vom Branchenverband Bitkom gefordert das Mindesteinkommen für solche Fachkräfte von 66.000 auf 40.000 Euro herabzusetzen wäre kontraproduktiv, so Huber: "Damit würde das Einkommensgefüge in der gesamten IT-Branche unter Druck geraten und nur Lohndumping gefördert."

... sondern nachhaltige Personalpolitik

Statt dessen sollten die Unternehmen Engpässen auf dem IT-Arbeitsmarkt durch mehr Ausbildungsplätze, Qualifizierungsmaßnahmen und bessere Chancen für Altere, Frauen und erwerbslose IT-Spezialisten gegensteuern. Auch das Bildungssystem ist bei der Nachwuchssicherung gefordert, um junge Menschen und Frauen stärker als bisher für mathematische und naturwissenschaftliche Berufe zu interessieren, den Zugang zur Hochschule auch ohne Abitur zu erleichtern und das BAföG auszubauen.