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29.03.2024, 14:03 Uhr

IG Metall erhöht Druck gegen Rente mit 67

  • 18.11.2010
  • Allgemein

Mit der bei den Protestkundgebungen der vergangenen Wochen deutlich gewordenen Unterstützung tausender Menschen verstärkt die IG Metall ihren Widerstand gegen die Rente mit 67. Sie weist auf die miserablen Beschäftigungschancen Älterer hin und fordert an Stelle der Rente mit 67 flexible Übergangsmöglichkeiten in den Ruhestand.

Sackgasse Rente mit 67

Die IG Metall sieht in den Daten des Berichts der Bundesregierung zur Rente mit 67 Jahre keine Grundlage für das Festhalten an der Anhebung der Regelaltersgrenze: "Die Zahlen des Berichts sprechen nicht für, sondern gegen die Heraufsetzung des Renteneintrittsalters. Die Rente mit 67 ist eine Sackgasse. Sie ignoriert die Arbeitsbedingungen in Betrieben und Verwaltungen", fasste der erste IG Metall-Vorsitzende Berthold Huber am Mittwoch in Frankfurt zusammen.

Sinkende Beschäftigungschancen für Ältere

Hans-Jürgen Urban, Sozialexperte im Vorstand der IG Metall, warnte am Dienstag in Frankfurt vor einer weiteren Verschlechterung der Lage älterer ArbeitnehmerInnen: "In den Betrieben der Metall- und Elektroindustrie sinken die Beschäftigungschancen für ältere Arbeitnehmer beträchtlich. Vor acht Jahren gab es noch in 24 Prozent aller Metallbetriebe Fördermaßnahmen für Ältere, heute sind es nur noch 20 Prozent." (<link http: www.igmetall.de cps rde xchg internet style.xsl _blank external-link-new-window ig>undefinedPressemitteilung) Angesichts dieser Zahlen, die auf einer Studie des Internationalen Instituts für empirische Sozialökonomie (<link http: www.inifes.de _blank external-link-new-window inifes>undefinedINIFES) basieren, bewertet die IG Metall es als "völlig unverständlich, dass die Bundesregierung an der Anhebung der Rentenaltersgrenzen festhält".

Berücksichtigung von Arbeitsbelastungen und Einzahldauer

Nicht nur aus diesem Grund hat die IG Metall bereits zu Wochenbeginn erneut die Aussetzung der Rente mit 67 und ein Konzept für einen flexiblen Übergang in die Rente <link http: www.igmetall.de cps rde xchg internet style.xsl _blank external-link-new-window ig>undefinedgefordert. In einem Brief an Arbeitsministerin Ursula von der Leyen stellen Berthold Huber und Hans-Jürgen Urban ihre Alternative zur Anhebung des Renteneintrittsalters dar: "Die Erhöhung der Regelaltersgrenze wird ausgesetzt. Stattdessen wird ein Konzept eines flexiblen Übergangs in die Rente erarbeitet, in dem die Belastungen am Arbeitsplatz und die Dauer der Einzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung eine wichtige Rolle spielen." An einem entsprechenden Konzept will die IG Metall konstruktiv mitarbeiten.

Kein Mittel gegen Fachkräftemangel

Der Ansatz, dem Fachkräftemangel mit der Rente mit 67 zu begegnen, führt nach Auffassung der IG Metall in die Irre, heißt es in dem Brief an die Ministerin weiter. Die Erhöhung der Regelarbeitsgrenze nämlich würde nur für kurze Zeit eine Entzerrung verursachen, könnte aber langfristig den Fachkräftebedarf nicht decken: "Dazu wäre vor allem eine deutliche Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von Frauen über alle Altersgruppen, eine Erhöhung der Erwerbsquote aller Beschäftigten zwischen 50 und 60 Jahren und vor allem mehr Investitionen in Bildung und Qualifizierung erforderlich."

Neutrale Fakten statt Zahlenspielereien

Das Verwirrspiel mit unterschiedlichen Zahlen im Zusammenhang mit der Rente mit 67 will die IG Metall mit Einsetzung einer unabhängigen Expertenkommission aus Wissenschaftlern, Gewerkschaftern, Arbeitgebern sowie Vertretern der Sozialverbände und der Regierung <link http: www.igmetall.de cps rde xchg internet style.xsl _blank external-link-new-window ig>undefinedbeenden. Im Bericht der Ministerin etwa werden für 2009 995.000 Menschen von 60 bis 65 Jahren als sozialversicherungspflichtig beschäftigt aufgeführt; dabei fällt allerdings unter den Tisch, dass 334.000 davon in einer atypischen und von ihnen wiederum 195.000 nur in einer geringfügigen Beschäftigung arbeiten. Das Fazit: "Nur 15,3 Prozent der Menschen im Alter von 60 bis 65 Jahren üben eine normale sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aus. Für wahr kein Ruhmesblatt und kein Grund für Jubel."