Siemens Dialog
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29.03.2024, 10:03 Uhr

Jahr des Widerstands

  • 21.01.2013
  • Allgemein

Wie jedes Jahr haben die Vorsitzenden des Gesamtbetriebsrats von Siemens auch in diesem Januar im Namen des Gremiums eine Neujahresbotschaft veröffentlicht. Die zentrale Botschaft an die Arbeitnehmerseite im Unternehmen: Angesichts von "Siemens 2014" wird von Harmonie mit der Firmenseite nichts zu spüren sein.

Mensch vor Marge ...:

Birgit Steinborn und Lothar Adler

Erst der Mensch, dann die Marge!

- um dieses Ziel der Arbeitnehmervertretung bei Siemens wird auch 2013 gerungen werden müssen. Für den Vorsitzenden des Gesamtbetriebsrats Lothar Adler und seine Stellvertreterin Birgit Steinborn steht fest: "Wir stehen vor einem Jahr des Widerstands." Das Unternehmensprogramm "Siemens 2014" setzt, nicht nur aus ihrer Sicht, die Prioritäten umgekehrt: "Erst kommt die Marge, dann der Mensch. Diesen kurzsichtigen Weg werden wir nicht mitgehen."

Gegen margenorientierte Portfoliopolitik

Der Gesamtbetriebsrat kritisiert die von oben verordnete Rosskur mit klaren Worten: "Personalabbau ist keine innovative Antwort. Wir sehen nicht, dass unser Unternehmen angesichts des Ergebnisses ein Sanierungsfall ist." Dem daraus entstehenden Interessenkonflikt weicht die Arbeitnehmerseite nicht aus: "Wir werden gegen die einseitige margenorientierte Portfoliopolitik Widerstand leisten."

Zusammen handeln und zusammenhalten

Gemeinsam mit den örtlichen Betriebsräten und der IG Metall will der Gesamtbetriebsrat in diesem Sinne an die Erfolge aus dem vergangenen Jahr - beispielsweise im Zusammenhang mit der Vereinbarung zur Leiharbeit und der Abschaffung der LeE - anknüpfen. Dabei sollte allen SiemensianerInnen bewusst sein: "Die Einschläge der letzten Zeit haben gezeigt, dass alle betroffen sein können, die überzogene Margenziele nicht erreichen oder nicht mehr ins Portfolio passen." Die bereits angekündigten oder auch schon laufenden Restrukturierungen sind davon nur ein Vorgeschmack von dem, was noch kommt: "Alle bislang bekannten Maßnahmen waren strukturbedingt, das eigentliche Effizienzprogramm steht uns noch bevor."

Kulturwandel in die richtige Richtung - Siemens 2020

Der Gesamtbetriebsrat steht dabei keineswegs grundsätzlich gegen Veränderungen und Weiterentwicklungen, sondern begrüßt beispielsweise die Verbesserung langwieriger Prozesse ausdrücklich. Entschiedenen Widerstand jedoch kündigt er für den Versuch an, haus- beziehungsweise Management-gemachte Probleme auf die MitarbeiterInnen abzuwälzen: "Über Fehler wird nicht offen gesprochen, da eine Unternehmenskultur entstanden ist, bei der Angst vor Arbeitsplatzverlust und Leistungsdruck vorherrschen. Wir brauchen einen Kulturwandel."

Zwingende Voraussetzung für den weiteren Unternehmenserfolg in diesem Sinne sind motivierte, qualifizierte Beschäftigte, weshalb der Gesamtbetriebsrat eine bereits seit längerem geäußerte Forderung erneut betont: "ein Personalkonzept und einen Masterplan für die Umsetzung des Wandels". Dem Unternehmensprogramm "Siemens 2014" wollen Interessenvertretungen und IG Metall daher gemeinsam unter dem Titel "Siemens 2020" eine längerfristige, nachhaltige Zukunftsperspektive entgegensetzen, die den Menschen statt der Marge in den Mittelpunkt stellt.