Der zweite IG Metall-Vorsitzende Detlef Wetzel hat den Arbeitgebern der Metall- und Elektroindustrie vorgeworfen, im aktuellen Aufschwung mit dem ausufernden Einsatz von Leiharbeit gegen den "Geist des Krisenpaktes" zu verstoßen. Der Versuch, damit in den Betrieben eine Niedriglohnlinie zu etablieren, birgt das Risiko eines Großkonfliktes mit den Gewerkschaften.
Gegenüber der Deutschen Presseagentur kündigte Wetzel vergangene Woche für die kommenden Monate die großangelegte Kampagne gegen Leiharbeit und Niedriglohn an, mit der die IG Metall gegen derlei Versuche der Unternehmen vorgehen wird.
Leiharbeiter - zum dritten Mal die Dummen?
Die Unternehmen organisierten die durch die anziehende Konjunktur entstehende Beschäftigung vorrangig mit Leiharbeitern, kritisierte Wetzel, womit diese nun bereits zum dritten Mal die Dummen sein sollten: "Sie sind schon im letzten Aufschwung zu schlecht bezahlt worden, dann rausgeschmissen worden und nun sollen sie erneut zu schlechten Bedingungen ran."
Schulterschluss in der Krise jetzt nicht vergessen
Als Motivation ist das Bestreben unverkennbar, in den Betrieben eine zweite Niedriglohnlinie zu etablieren - ein klarer Verstoß gegen die gemeinsame Position, mit der Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam die Krise beeindruckend erfolgreich bewältigt haben. Die IG Metall hatte sich in diesem Zusammenhang bekanntlich in der letzten Tarifrunde auf einen moderaten Abschluss eingelassen, um die Rettung hunderttausender Arbeitsplätzezu ermöglichen. Jetzt muss, so Wetzel weiter, angesichts der unerwartet guten Entwicklung auch die Arbeitgeberseite zu ihrem Teil stehen und wie per Flexibilitätsklausel vorgesehen die Tariferhöhung um zwei Monate vorziehen.
Legitimationsproblem der Politik ...
Mit Blick auf die Leiharbeit und den Niedriglohnsektor betonte Wetzel, die Politik stecke bei diesem Thema in einer "großen Legitimationskrise", da die Bevölkerung längst erkannt habe, dass es sich bei Leiharbeit um eine "moderne Form der Ausbeutung" handelt. Die Herbstkampagne der IG Metall wird den Druck für mehr Gerechtigkeit bei Leiharbeit und Mindestlöhnen weiter erhöhen.
... und Kritik aus den eigenen Reihen
Passend dazu kritisierte zeitnah zu Wetzels Gespräch mit der dpa der deutsche Chef des Leiharbeitsunternehmens USG People, Marcus Schulz,die Verhältnisse in der Branche. In der "Wirtschaftswoche" erklärte er, es gebe nicht nur einige schwarze Schafe, sondern systematisch genutzte Tricks. Um aus dieser Grauzone zu gelangen, forderte er einen Selbstreinigungsprozess der Branche. Auf politischer Ebene schlug er eine Diskussion über den "Equal-Pay"-Grundsatz vor und widersprach Unkenrufen, dies sei von den Unternehmen nicht zu stemmen: Das werde die Branche nicht ruinieren.