Siemens Dialog
https://www.dialog-igmetall.de/nachrichten/junge-menschen-in-prekaerer-beschaeftigung-und-unsicherheit
20.04.2024, 12:04 Uhr

Junge Menschen in prekärer Beschäftigung und Unsicherheit

  • 16.07.2012
  • Allgemein

Trotz sehr guter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen haben Unsicherheit und prekäre Beschäftigung - Leiharbeit, Praktika, Werkverträge, Befristung - in der jungen Generation weiter zugenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage von TNS Infratest Politikforschung, die im Auftrag der IG Metall bereits zum dritten Mal durchgeführt wurde.

Azubi-Protest im Vorfeld der Tarifrunde 2012.

Strukturelle Erfahrung

"Prekäre Arbeitsverhältnisse sind kein vorübergehendes Phänomen zu Beginn des Berufslebens, sondern trotz Aufschwung und Fachkräftebedarf verfestigte Realität für viele", fasste Detlef Wetzel, Zweiter Vorsitzender der IG Metall, die Umfrageergebnisse der repräsentativen Befragung unter jungen Menschen zusammen. In der Tat ist der bedenkliche Trend ungebrochen: Waren 2009 noch 28 Prozent der jungen Menschen prekär beschäftigt, sind es 2012 bereits 32 Prozent.

Persönliche und gesellschaftliche Folgen

Die Betroffenen nehmen Erfahrungen wie Arbeitslosigkeit, ungewollte Arbeitsplatzwechsel, Leiharbeit und Befristungen persönlich als große Belastungen wahr; daneben befürchtet eine Mehrheit negative gesellschaftliche Auswirkungen: 80 Prozent erwarten eine Verschärfung sozialer Ungleichheit.

Strukturelle Probleme

Aus Sicht der IG Metall kann angesichts dieser Situation nicht von einem Randgruppenphänomen oder einer befristeten Erscheinung die Rede sein. "Die Befragung zeigt eindeutig strukturelle Schwächen auf, die politisch beseitigt werden müssen. Deshalb brauchen wir eine neue Ordnung auf dem Arbeitsmarkt. Prekäre Beschäftigungsformen müssen zurückgedrängt und reguläre Beschäftigung aufgebaut werden", forderte Wetzel. Mit Blick auf die Bundestagswahl im kommenden Jahr wird die IG Metall daher mit ihrer Kampagne "<link http: www.jungegeneration.de _blank external-link-new-window>undefinedArbeit: Sicher und fair" die Forderung nach einer neuen Ordnung auf dem Arbeitsmarkt in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellen.

Neues Instrument der Deregulierung

Erstmals berücksichtigte die Studie auch das Phänomen der Werkverträge, auf die viele Unternehmen angesichts des Druckes auf die Leiharbeit zunehmend ausweichen. Damit hält sich ein neues Instrument der Deregulierung auf dem Arbeitsmarkt Einzug: 15 Prozent der unter 35jährigen (ohne Leiharbeiter) sind bei einem Arbeitgeber beschäftigt, der umfassend Leistungen für andere Unternehmen im Rahmen von Werkverträgen erbringt. Die IG Metall fordert für diese voraussichtlich weiter wachsende Gruppe sichere Rahmenbedingungen: "Sie müssen Anspruch auf tarifvertragliche Regelungen und Mitbestimmung wie alle anderen Beschäftigten haben."

Von der Politik erwarten die Befragten vor diesem Hintergrund die Einführung von Mindestlöhnen (80 Prozent), die Begrenzung von Leiharbeit (72 Prozent) und auch die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf (89 Prozent). Es bleibt zu hoffen, dass diese Forderungen im Vorfeld der Wahlen 2012 eine entsprechende Rolle spielen, um die Lage der jungen Generation zu verbessern: "Zwar sind wir in der Bundesrepublik weit von spanischen Verhältnissen entfernt. Aber auch in Deutschland haben zu viele junge Menschen keine guten Zukunftsperspektiven", kritisierte Wetzel.