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29.03.2024, 14:03 Uhr

Kampfansage. Provokation. Lachnummer.

  • 12.04.2016
  • Allgemein

Diese drei Begriffe reichen aus, um das "Angebot" der Arbeitgeber in der 2. Tarifverhandlungsrunde zu beschreiben, die am Montag in NRW begonnen hat. Die Verhandlungskommission der IG Metall verließ nach einer kurzen, scharfen Reaktion von Bezirksleiter Knut Giesler das Verhandlungslokal, die Runde endete nach einer Rekordzeit von 20 Minuten.

0,9 plus vielleicht 0,3 Prozent

Eigentlich lohnt es kaum, auf den Vorschlag der Arbeitgeber einzugehen, aber der Vollständigkeit halber: Er sieht nach ihrer Rechnung ein Gesamtvolumen von 1,2 Prozent (!) vor, das aus einer angenommenen Inflation von 0,3 und einer gesamtwirtschaftlichen Produktivitätsentwicklung von 0,6 Prozent besteht; hinzu kommt eine "Wettbewerbskomponente" in Höhe von 0,3 Prozent als Einmalbetrag - allerdings nur für Betriebe, "denen es gut geht".

Bemerkenswert ist der Hinweis der Arbeitgeber, man komme der IG Metall mit diesem "Angebot" sogar ein Stück entgegen, denn normalerweise berücksichtige man die Preisentwicklung gar nicht. Vielleicht wird der Begriff "Provokation" in Tarifrunden oft etwas voreilig benutzt, aber in diesem Fall trifft er den Nagel wohl auf den Kopf.

Unverschämt gegenüber den Beschäftigten

Giesler bezeichnete in seiner Reaktion die Positionierung der Arbeitgeber denn auch als Provokation, als "Kampfansage für die gesamte IG Metall" und "unverschämt gegenüber den Beschäftigten". Konkret auf die Tariftabellen umgerechnet käme ein Beschäftigter in der EG 1 damit gerade einmal auf 20 Euro mehr pro Monat, der (optionale) Einmalbetrag bedeute in der EG 1 7 Euro pro Monat. Gieslers Fazit: Dieses Angebot läuft auf einer Missachtung der Arbeit und der Menschen, die sie verrichten, hinaus, und: "Die Beschäftigten in den Betrieben werden in den kommenden Wochen darauf die richtige Antwort geben." Vor Journalisten ergänzte er wenig später, die Arbeitgeber hätten mit dem historisch niedrigen Angebot "ein Feuer gelegt, das sich zu einem Flächenbrand ausweiten kann.

Kurs auf Konflikt

Der erste IG Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann sprach ebenfalls von einer "Magerkost für die Beschäftigten zu Gunsten der Profite" und kritisierte, mit dieser Schwächung der Nachfrage riskiere man obendrein den konjunkturellen Sturzflug. Was die Arbeitgeber damit bezwecken, liegt auf der Hand: "Mit diesem Angebot, dem Niedrigsten der jüngsten Tarifgeschichte, setzen die Arbeitgeber offensichtlich auf Konflikt."

In Bayern findet die zweite Verhandlung am Donnerstag, den 14. April um 11 Uhr im Haus der Bayerischen Wirtschaft in München statt. Zuvor werden voraussichtlich über 1.000 Beschäftigte ab 9 Uhr 30 eine Kundgebung von der Ecke Luisenstraße/Elisenstraße zum Verhandlungslokal in der Max-Joseph-Straße durchführen.