Siemens Dialog
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25.04.2024, 15:04 Uhr

Her mit dem Standortkonzept!

  • 16.06.2014
  • Konzern

Mit dieser und anderen Forderungen gingen am Montag ehemalige Siemens-Beschäftigte auf die Straße - wieder einmal, denn der mehr oder weniger schleichende Abbau hat sich längst zur Konstante für die früheren COM-Bereiche NSN und SEN entwickelt, die nicht gleich wie BenQ auf einen Schlag von der Bildfläche verschwanden.

(Fotos: Christian v. Polentz)

COM-Ausbluten auf Raten

Gerade nahmen <link http: www.dialog.igmetall.de artikel datum protest-bei-unify _blank external-link-new-window>ArbeitnehmerInnen von Unify, der ehemaligen Siemens Enterprise Communications, den Kampf gegen eine neue Runde im Kahlschlagkarussel auf, jetzt ist der Berliner NSN-Standort (einst Nokia Siemens Networks, heute Nokia Solutions and Networks) an der Reihe. Rund 250 Beschäftigte waren am Vormittag in Siemensstadt auf der Straße, um für eine Zukunft von Nokia in Berlin und die Einhaltung des Standorttarifvertrags sowie gegen die geplante Verlagerung des Zukunftsbereichs Mobiles Breitband (MBB) und den Abbau von 44 der 230 Arbeitsplätze zu demonstrieren.

Breite Unterstützung

Unterstützt wurden sie von Kolleginnen und Kollegen anderer Spandauer Betriebe, der Berliner IG Metall und Spandauer Politikern. Solidarität kommt auch aus dem IG Metall-Vorstand in Frankfurt, wo Irene Schulz, geschäftsführendes Vorstandsmitglied und Nokia-Aufsichtsrätin offenkritisiert: "Offensichtlich legt es Nokia darauf an, sein Image ohne Not zu beschädigen. Wer Tarifverträge mit der IG Metall nicht einhält, muss mit unserem konsequenten Widerstand rechnen." Die Betriebsratsvorsitzende Astrid Diebitsch freut sich über die breite Unterstützung: "Die Solidarität aus anderen Betrieben und der Politik stärkt uns in der Auseinandersetzung mit der Geschäftsleitung."

Offener Vertragsbruch ...

Worum es bei diesem neuesten Fall geht: Nokia will seinen Bereich Mobiles Breitband (MBB) aus Berlin abziehen. Damit bricht der Konzern unverblümt einen erst 2013 mit der IG Metall abgeschlossenen Standorttarifvertrag, in dem das Unternehmen in Berlin den Erhalt von 270 Arbeitsplätzen und ausdrücklich den Ausbau des Bereiches MBB und ein Gesamtkonzept für den Standort zusagte. Jetzt ist alles schon wieder ganz anders: Bundesweit sollen 132 Beschäftigte ihren Job verlieren, weiterer Arbeitsplatzabbau steht zu befürchten. Dabei hat NSN in den vergangenen Jahren bekanntlich ohnehin schon viel zu oft Federn lassen müssen, um Management-Lücken zu stopfen: Derzeit arbeiten gerade noch gut 3.100 Beschäftigte bei Nokia in Berlin, Düsseldorf, München und Ulm.

... nach wohlklingenden Versprechungen

Noch im Mai hatte Nokia-CEO Rajeev Suri stolz die neue Firmenstruktur nach dem Verkauf der Handysparte an Microsoft erläutert und die wirtschaftliche Lage "ausgezeichnet" genannt. Der Netzwerkbereich, zu dem auch der Berliner Standort gehört, habe demnach mehrere Quartale hintereinander positiv zum Firmenergebnis beigetragen und sei das Fokusthema der Zukunft. Nach diesen Aussagen erwartete man eigentlich ein Investitionsprogramm in neue Schlüsseltechnologien, das auch den Europäischen Markt bedienen und so in Deutschland für Beschäftigung sorgen sollte. Kaum waren die ersten Motivationsreden gehalten, wurde den Mitarbeitern jedoch per E-Mail mitgeteilt, dass Nokia den Zukunftsbereich MBB in Berlin und Düsseldorf schließen will. Betroffen sind 44 von 230 Mitarbeitern  in Berlin, weitere 159 in Düsseldorf.