Siemens Dialog
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16.04.2024, 09:04 Uhr

Ohne Tarif in die nächste Abbaurunde

  • 06.05.2015
  • Konzern

Anfang 2009 verkaufte Siemens seine bereits 2004 ausgegliederte Tochter mdexx in Bremen. Seitdem folgt in einer endlosen Reihe ein Konflikt dem anderen, die Belegschaft ist von anfangs knapp 500 auf heute gut 150 geschrumpft. Nach Umzug und Verlagerung gibt es nun wieder Ärger.

mdexx-Protestaktion im Jahr 2009 ...

... und Warnstreik am 30. April 2015.

2013 zog <link http: www.mdexx.de _blank external-link-new-window>mdexx von Bremen ins einige Kilometer entfernte Dreye um, nachdem es zuvor erhebliche Meinungsverschiedenheiten zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung über Sinn und Zweck des Schrittes gegeben hatte; im selben Zug nämlich verlagerte mdexx Teile der Produktion in die tschechische Republik. Noch gravierender wirkt sich allerdings der Ende 2014 erfolgte Austritt aus dem Arbeitgeberverband aus, zu dem sich mdexx entgegen vorheriger Zusagen einseitig entschieden hatte.

Der Betriebsrat befürchtet angesichts langjähriger schlechter Erfahrungen dahinter die Vorbereitung erneuten Stellenabbaus. Die seit dem Umzug zuständige <link http: www.igmetall-nienburg-stadthagen.de _blank>IG Metall Nienburg-Stadthagen sieht in der Tarifflucht zudem einen "ernsthaften Anschlag auf die Tarifverträge", mit dem Entgelt, Urlaub und alle anderen tariflichen Leistungen zur Disposition gestellt werden.

Die Beschäftigten reagierten auf die neue Eskalation im schwelenden Dauerkonflikt am 30. April mit einem 90-minütigen Warnstreik vor dem Werksgelände, bei dem sie gemeinsam mit der IG Metall die Wiederherstellung der Tarifbindung und die Rückkehr in den Arbeitgeberverband forderten. Parallel wurde wie schon in der Vergangenheit ein Protestbrief an den Besitzer von mdexx, den Schweizer Investor <link http: www.cgs-management.com portfolio _blank>CGS Management, geschrieben.

Das mdexx-Management klagt seinerseits, die Tarifbindung sei zu starr, teuer und wenig flexibel, um dem Wettbewerb standhalten zu können - die pauschalen Argumente sind aus ähnlichen Fällen hinlänglich bekannt. Außerdem wäre die Geschäftsführung gern "Altlasten" wie die Arbeitsverträge langjähriger Beschäftigter noch aus der Siemens-Ära ein für allemal los. In diesem Sinne sei man bereit, über einen Sanierungstarifvertrag zu sprechen.

Nun wird sich herausstellen müssen, ob beziehungsweise inwiefern die angebliche wirtschaftliche Zwangslage tatsächlich existiert. Sollte es in diesem Prozess zu keiner Annäherung kommen, sind weitere Arbeitskampfmaßnahmen nicht ausgeschlossen, erklärt die IG Metall: "Wir können noch zulegen."