Siemens Dialog
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18.04.2024, 19:04 Uhr

Standortübergreifender Protest bei Unify

  • 25.06.2014
  • Konzern

Abbau rund der Hälfte aller deutschen Stellen, Schließung mehrerer Standorte - so stellt sich das Unify-Management die x-te Restrukturierung der früheren Siemens Enterprise Communications vor. Die Beschäftigten gingen am Dienstag gegen diese "Anpassung" auf die Straße, und nehmen auch gegenüber dem Miteigentümer Siemens kein Blatt vor den Mund. [Update Foto Karlsruhe]

Bittere Portfolio-Kritik auf der Demonstration in München.

Protest vor dem Siemens-Gebäude.

"Letzter Gruß vom Software-Haus" in Berlin.

Klare Worte in Karlsruhe.

Organisationsanpassung - 6.500, 3.000, 1.300?

In Berlin, Köln, Laatzen (Hannover), Karlsruhe und München gab es öffentliche Protestaktionen der ehemaligen SiemensianerInnen, deren Anzahl seit der Ausgliederung im Jahr 2006 schon von damals rund 6.500 auf heute noch etwa 3.000 "restrukturiert" wurde. Standortübergreifend richtet sich ihre Kritik zunehmend auch an den ehemaligen Eigentümer Siemens, der im Jahr 2008 51 Prozent der Anteile und die operative Führung an die Gores Group abgetreten hat.

Aus der Verantwortung ist Siemens damit aber nach Überzeugung der Beschäftigten und der IG Metall keineswegs entlassen. Kritik und Protest richten sich neben dem Unify-Management ausdrücklich auch an die Eigentümer Gores und Siemens, so Unternehmensbetreuer Peter Mokrus: "Wir wollen sie dazu bringen, die vorgelegten Planungen noch einmal zu überdenken."

Ungute Erinnerungen an BenQ

Der Versuch, einen COM-Bereich mit ein paar warmen Worten seinem Schicksal zu überlassen, hat schon früher fatal geendet; viele Transparente bei den Unify-Aktionen wecken mit dem Stichwort "BenQ" die Erinnerung daran. Entsprechend harsch ist die Kritik der enttäuschten Beschäftigten, die sich auch unmittelbar an den Joe Kaeser richtet. Der damalige CFO muss sich heute die dramatischen Folgen dessen vorhalten lassen, was er beim Verkauf an Gores eine "Fokussierung unseres Portfolios" nannte (siehe Joint Venture mit Gores Group).

"Portfolio-Bereinigung nach Siemens-Art"

In München marschierten vor diesem Hintergrund gut 500 Unify-Beschäftigte bei einer Demontration mit, auf die eine Kundgebung am Zentralstandort in der Hofmannstraße folgte.Unterstützung erhielten sie unter anderem vom DGB, der Katholischen Arbeitnehmerbewegung und der ehemaligen Betriebsvorsitzenden von Siemens Hofmannstraße Renate Hofmann. In Berlin protestierten rund 150 Beschäftigte um 5 vor 12 gegen die Pläne, etwa 200 Arbeitsplätze am Standort zu streichen. Auch hier gab es willkommene Unterstützung von Siemens-KollegInnen der zahlreichen Berliner Standorte sowie aus der Politik.

"Fehler macht Ihr, verkauft werden wir"

Gezielt an die Adresse auch von Siemens richtete sich der Protest in Karlsruhe. Der Standort soll wie über 30 andere komplett dem Rotstift zum Opfer fallen, der bei Unify anscheinend tragfähige Ideeen und Innovationen des Managements zu ersetzen versucht. "Verraten, verstoßen und verkauft" fühlen sich die Beschäftigten von der "Rabenmutter Siemens", die ihren Einfluss auf die Geschäftspolitik geltend machen sollte. In Köln demonstrierten über 400* Unify-MitarbeiterInnen nach einer Betriebsversammlung vor dem dortigen Siemens-Gebäude - auch ihr Betrieb in Witten soll dichtgemacht werden.

 

*die hier ursprünglich gemeldete Zahl von 60 stammt aus einer irreführenden Zeitungmeldung