Siemens Dialog
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16.01.2025, 07:01 Uhr

Betriebsräteversammlung Siemens Mobility in Leipzig

Wachstum braucht Wertschätzung

  • 03.12.2024
  • Konzern

Unter diesem Motto fand am 27. und 28. November 2024 die diesjährige Betriebsräteversammlung von Siemens Mobility in Leipzig statt. Die Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Bettina Haller, betonte die erfreuliche wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens: „Der Auftragsbestand hat eine ungeahnte Höhe erreicht. Es brummt an allen Standorten.“

Gewohnt klare Worte der GBR-Vorsitzenden Bettina Haller.

Beitrag des Siemens Team-Leiters Hagen Reimer aus der Konzernperspektive.

Besonders hob sie hervor, dass die Firmenseite in bestehende Werke investiert und nicht nach kostengünstigeren Standorten in Osteuropa sucht.

Gerade wegen des beeindruckenden Umsatzwachstums von acht bis neun Prozent und des Rekordergebnisses, das erstmals die Milliardenmarke erreichte, forderte Haller mehr Wertschätzung für die Beschäftigten. Dazu gehören Lob und Dank für die geleistete Arbeit, eine angemessene Kompensation für Außendienstmitarbeiter, ein besserer Umgang mit Altersteilzeit-Anträgen und eine faire Bezahlung für langjährige Mitarbeiter. „Attraktive Beschäftigungsbedingungen sind essenziell“, fasste Haller zusammen.

Ein weiteres zentrales Thema war die Ausbildung und die Generalsanierung der Riedbahn. Seit 2018 haben sich die Ausbildungszahlen positiv entwickelt, doch aktuell gibt es Herausforderungen. Das Hubkonzept mit langen Wegen mindert die Attraktivität für Bewerber, da die Entfernung zwischen Wohn- und Ausbildungsort oft zu groß ist. Auf der Riedbahn, einer der „Hochleistungskorridore“, sind viele Kollegen seit Wochen vor Ort im Einsatz. Hier müsse die Leistung zusätzlich zur ERA-Eingruppierung und den geltenden Auslösesätzen angemessen gewürdigt werden.

Beides fand in den zahlreichen Wortmeldungen aus den Betriebsratsgremien an Arbeitsdirektor Michael Peter Ausdruck, der sich lediglich beim Thema „Auswärtstätigkeiten“ gesprächsbereit zeigte und die Gleichstellung des Lernenden an das Niveau wie in der Siemens AG eine Absage erteilte. Das fanden viele Betriebsrätinnen und Betriebsräte mehr als enttäuschend.

Auch das IG Metall Siemens Team war wieder stark vor Ort vertreten. Anatoli Klassen, Unternehmensbeauftragter der IG Metall, fasste das Diskussionsforum, das er gemeinsam mit Timo Lage vom NRW Siemens Team durchführte, zusammen: „Wieder ein Rekordjahr mit einer Rekordleistung der Belegschaft. Das weckt Erwartungen nach einer Extraprämie. Genug Spielraum dafür ist nach dem Tarifabschluss da. Warum sich das Management beispielsweise weigert, den bei der Siemens AG geltenden, nicht zweckgebundenen Kostenzuschuss ("Booster-Coins") für Lernende zu übernehmen, versteht kein Mensch.“

Hagen Reimer; Beauftragter der IG Metall für den Siemens-Konzern, blickte am zweiten Tag aus IG Metall-Sicht auf die Entwicklungen in Politik, Gesellschaft und der Industrie. Sorgen machten ihm die Angriffe gegen die Demokratie. Er machte mit Blick auf den Siemens-Konzern klar: „Wir brauchen weiterhin eine starke Durchsetzungsfähigkeit in den Siemens-Betrieben“.

Abschließend betonte Haller die Bedeutung einer funktionierenden Demokratie im Betrieb als Schutz gegen extremistische Ideen. Betriebsleitungen und Betriebsrat sollten weiterhin gemeinsam daran arbeiten, dass Hass, Hetze, Rassismus und Ausgrenzung keinen Platz haben. „Es heißt Sozialpartnerschaft, nicht Sozialgegnerschaft“, so Haller auf Ihrer letzten Betriebsräteversammlung, auf der sie stehende Ovationen erhielt. Sie wird das Unternehmen planmäßig im Frühjahr 2025 aus Altergründen verlassen.