Siemens Dialog
https://www.dialog-igmetall.de/nachrichten/krankenstand-steigt-mit-der-konjunktur
25.04.2024, 18:04 Uhr

Krankenstand steigt mit der Konjunktur

  • 26.07.2011
  • Allgemein

Die gute Konjunktur zeigt neben der boomenden Leiharbeit eine weitere Schattenseite: Der statistische Krankenstand in deutschen Unternehmen steigt weiter an. Neben den "klassischen" Ursachen sind zunehmend psychische Erkrankungen die Ursache - Stress und Leistungsdruck legen zu, die Erholung kommt oft zu kurz.

Gut acht Fehltage im ersten Halbjahr

Die bundesweit viertgrößte deutsche Krankenkasse <link http: www.kkh-allianz.de _blank external-link-new-window kkh-allianz>undefinedKKH-Allianz meldete vergangene Woche, die Fehlquote im ersten Halbjahr habe nach ihrer Auswertung von rund zwei Millionen Versichertendaten bei 4,49 und damit 0,24 Prozent über dem Vorjahreswert gelegen. Deutsche Arbeitnehmer blieben demnach von Januar bis Juni 2011 durchschnittlich 8,1 Tage krankheitsbedingt zu Hause.

Depression und Burnout legen zu

Der Anteil von psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen wie Depressionen und Burnout ist dabei in nur zwei Jahren von 13 auf 14,3 Prozent angestiegen. Insgesamt bleiben nach wie vor Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems - beispielweise Rückenschmerzen oder Bandscheibenvorfälle - die Hauptursache für Krankheitstage.

"Jeder Zweite arbeitet im Urlaub"

... überschrieb wenige Tage zuvor die "<link http: newsticker.sueddeutsche.de list id _blank external-link-new-window sz.de>undefinedSüddeutsche Zeitung" einen Artikel, der dazu beiträgt, die Ursachen für den Anstieg psychischer Krankheitsbilder zu erhellen. Die Zeitung zitiert eine <link http: www.yougov.de news arbeitgeber-41-prozent-der-bundesburger-werden-auc _blank external-link-new-window yougov>undefinedrepräsentative Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut YouGov für die Nachrichtenagentur dpa durchgeführt hat; 52,3 Prozent der Befragten haben sich bereits im Urlaub mit beruflichen Anforderungen konfrontiert gesehen. Knapp ein Viertel (23%) gibt an, "häufig" in der Freizeit zu arbeiten, beinah die Hälfte (46%) "hin und wieder". Für weitere 41 Prozent schließlich ist Normalität, im Urlaub mit dienstlichen Fragen von Vorgesetzten oder Kollegen behelligt zu werden.

Falschverstandenes Pflichtbewusstsein ...

Arbeitsmediziner warnen seit Jahren, dass diese ständige Verfügbarkeit oft mit Gefahren für die Gesundheit eingeht. Die Verbreitung technischer Mittel, durch die man jederzeit und überall erreichbar bleibt - also vor allem Smartphones, aber auch mobile Computer - unterläuft die notwendige Erholung in der Freizeit, am Wochenende und im Urlaub. In der Folge steigt das Risiko von Burnouts und anderen belastungsbedingten psychischen Krankheiten.

... schadet am Ende allen Beteiligten

Lässt man es aus falsch verstandenem Pflichtbewusstsein soweit kommen, schadet das am Ende nicht nur den betroffenen Beschäftigten, sondern auch ihren Arbeitgebern. Dabei geht es nicht "nur" um krankheitsbedingte Ausfälle, sondern auch um weniger offensichtliche Folgen mangelnder Erholung: Die Effektivität im Beruf insgesamt lässt nach, die Fehlerquote wächst.