Siemens Dialog
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19.04.2024, 15:04 Uhr

Kritik an Umzugsplänen von Wind Power

  • 11.06.2012
  • Operativ

Der Wirtschaftsausschuss des Betriebsrates im Gemeinschaftsbetrieb Niederlassung und Siemens Wind Power Bremen wurde vergangenen Donnerstag über Pläne informiert, den größten Teil des Standortes nach Hamburg zu verlagern. Gleichzeitig soll das Geschäft neu strukturiert und Personal abgebaut werden - der Betriebsrat kritisiert Konzeptlosigkeit und einen massiven Vertrauensbruch.

Betriebsrat kritisiert Konzeptlosigkeit

In einer ersten Stellungnahme betont der Betriebsrat, dass eine wirtschaftliche Begründung für die geplante Verlagerung von Bremen nach Hamburg fehlt und hält der Geschäftsführung entgegen: "Erforderlich wären Maßnahmen zur Effektivierung und Änderung vorhandener bürokratischer Strukturen, die der Betriebsrat seit langem vergeblich einfordert. Dazu gehört insbesondere auch ein Konzept für die Umstrukturierung des Schwerpunktgeschäftes von On- zu Offshore."

Der Wirtschaftsausschuss stellt diese und weitere Fragen schon seit November 2011, zufriedenstellende Antworten gibt es allerdings bislang keine. In dieser Situation Pläne für Personalabbau und Verlagerung auf den Tisch zu legen, halten die Interessenvertreter daher für "völlig falsch" und kündigen an: "Bevor die Fragen nicht beantwortet sind und die Beratungen mit dem Wirtschaftsausschuss nicht abgeschlossen sind, sieht der Betriebsrat keinen Handlungsbedarf - in dieser Zeit werden keine Verhandlungen geführt, dürfen keine Maßnahmen begonnen oder umgesetzt werden."

Politische Entscheidung gegen Bremen und seine Mitarbeiter

Zur Empörung in Bremen trägt zusätzlich bei, dass ein plausibler Zusammenhang der Verlagerung mit der geschäftlichen Situation oder einer Reorganisation nicht zu erkennen ist. Der Betriebsrat bewertet die Pläne daher als "rein politische Entscheidung gegen den Standort Bremen und gegen die Mitarbeiter". Noch im Oktober 2011 wurden im Rahmen einer Mitarbeiterinformation alle Kolleginnen und Kollegen für ihren Einsatz gelobt - jetzt, so das Empfinden in Bremen, kommt die mit Personalabbau und Verlagerung eine entgegengesetzte 'Rechnung'.

Vertröstet statt gehandelt

Ebenfalls bei der Mitarbeiterinformation thematisierte Probleme und Veränderungen quittierte der Betriebsrat schon damals mit der Forderung nach einem tragfähigen Konzept. Erfüllt wurde diese Forderung nicht, statt dessen gab es nach seiner Wahrnehmung "keine Antworten auf gestellte Fragen, Vertröstungen auf Analyse und Projekte, aber keine Handlungen."

Jetzt wirft er der Geschäftsführung vor, "tatenlos und halbherzig" zugesehen , oder aber sich selbst zu "Marionetten" von Fädenziehern im Hintergrund gemacht zu haben. Sein wütendes Fazit lautet entsprechend: "Für uns Betriebsräte bedeuten diese Pläne einen Vertrauensbruch, wie wir ihn noch nie erlebt haben!"

"Wer soll das denn verstehen"

Weitere Kritik kommt bereits aus der örtlichen Politik. Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen sicherte den Beschäftigten Unterstützung und bezeichnete die geplante Verlagerung als "völlig unverständlich und unbegründet". In diesem Zusammenhang erinnerte er an das erst vor drei eingeweihte Trainingszentrum für Windkraft-Servicetechniker und schimpfte: "Jetzt soll da wieder Schluss sein, wer soll das denn verstehen."