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29.03.2024, 02:03 Uhr

Leiharbeit weiter auf dem Vormarsch

  • 26.03.2008
  • Allgemein

Die Leiharbeit ist 2007 bei der Ablösung regulärer Beschäftigungsverhältnisse erwartungsgemäß weiter voran geschritten. In der Metall- und Elektroindustrie stieg die Zahl der Betroffenen auf 215.000, in der Gesamtwirtschaft auf 730.000 - eine Vervierfachung gegenüber 1995. Die IG Metall und andere Gewerkschaften fordern politische Maßnahmen, um den Trend einzudämmen.

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Wie "Wirtschaft aktuell" (<link http: www.igmetall.de cps rde xbcr sid-0a456501-80ad2a92 internet docs_ig_metall_xcms_31391__2.pdf _blank external-link-new-window>undefined09 / 2008) aus der Reihe wirtschaftspolitischer Analysen der IG Metall ausführt, beläuft sich die Menge der Betroffenen sogar auf 900.000 in der Gesamtwirtschaft und 260.000 in der M+E-Industrie, berücksichtigt man die erhebliche Fluktuation beim Leiharbeitseinsatz. Auch der Zeitarbeitsindex des (arbeitgebernahen) Kölner <link http: www.iwkoeln.de _blank external-link-new-window>undefinedInstituts für Wirtschaft wies Ende September 2007 mit 774.000 Leiharbeitern eine noch höhere Zahl aus als das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (<link http: www.iab.de de _blank external-link-new-window>undefinedIAB) der Bundesagentur für Arbeit.

 

Gute Konjunktur verstärkt den Trend

Mitte Juni 2007 gab es laut dieser in der gesamten Wirtschaft rund 731.000 Leiharbeiter; unter Berücksichtigung der typischen Fluktuation schätzt das IAB die Zahl auf rund 900.000. Die Folgen der arbeitsmarktpolitischen Weichenstellungen der Rot-Grünen Bundesregierung im Jahr 2002 (Hartz I) wurden in der jüngeren Vergangenheit durch die anziehende Konjunktur verstärkt, so dass die Zahl der Leiharbeiter von 2005 auf 2006 um 34 Prozent und von Mitte 2006 bis Mitte 2007 nochmals um über zwanzig Prozent zulegte.

Der Trend zeigt also weiter steil nach oben - Leiharbeit schickt sich an, Normalbeschäftigung zu verdrängen. Letztere nämlich ging in den vergangenen Jahren parallel zum Aufschung der Leiharbeit deutlich zurück und konnte sich erst im Zuge der konjunkturellen Belebung seit 2006 wieder fangen.

Metall und Elektro über dem Durchschnitt

Auffällig ist der im Vergleich zur Gesamtwirtschaft überdurchschnittliche Anteil der Metall- und Elektroindustrie am Boom der prekären Beschäftigungsverhältnisse. Nach aktuellen IAB-Zahlen wurden hier Mitte 2007 rund 215.000 Leiharbeiter eingesetzt - mit 40.000 mehr als 2006 ein Zuwachs von 25 Prozent (siehe Grafik).

Die IG Metall hat auf ihrem Gewerkschaftstag im November 2007 das so genannte "Leipziger Signal" zur Leiharbeit beschlossen, dessen Umsetzung sie unter anderem mit ihrer Leiharbeitskampagne anstrebt. Die Forderungen unter dem Grundsatz "Gleiche Arbeit, gleiches Geld":

- An die LeiharbeiterInnen: Die IG Metall ist die Gewerkschaft für LeiharbeiterInnen. Gemeinsam mit den Stammbelegschaften sollen ihre Arbeitsbedingungen verbessert werden.

- An die Unternehmer: Schluss mit dem Missbrauch. Jeder Einsatz von Leiharbeit wird im Betrieb kritisch geprüft. Verdrängung von regulärer Beschäftigung und Lohndumping wird nicht zugelassen.

- An die Politik: Es muss wieder eine umfassende Regulierung der Leiharbeit geben. Insbesondere muss das Synchronisationsverbot wieder eingeführt werden, so dass die Einstellung der Leiharbeiter nur für die Dauer des Einsatzes im Entleihbetrieb nicht mehr zulässig ist.

- An die IG Metall selber: Sie stellt sich der Herausforderung und strebt einen aktionsfähigen Organisationsgrad bei LeiharbeiterInnen an.

Die vollständige Ausgabe 9 / 2008 der wirtschaftspolitischen Analysen der IG Metall können Sie als PDF über obenstehenden Link im Text oder im Kasten herunterladen.