Siemens Dialog
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24.04.2024, 19:04 Uhr

Leiharbeitnehmer-Versammlungen bei Healthcare in Erlangen und Forchheim

  • 15.12.2011
  • Operativ

Im Rahmen von insgesamt drei Bereichsversammlungen informierten der Betriebsratsausschuss „Prekäre Beschäftigung“ und die IG Metall in der letzten und in dieser Woche die Leiharbeitnehmerinnen und –nehmer bei Siemens Healthcare in Erlangen und Forchheim über die aktuelle betriebliche Situation und die bevorstehende Tarifrunde 2012.

Neben der Information über die regelmäßig stattfindenden Übernahme-Gespräche zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung nahm dabei natürlich auch die aktuelle Situation in den Brennpunktbereichen von Healthcare (Labordiagnostik, Partikeltherapie und Strahlentherapie) einen großen Raum ein. Der Betriebsrat berichtete von den schwierigen Verhandlungen mit der Unternehmensleitung über die von ihr angekündigten „Personalanpassungsmaßnahmen“ im Rahmen der sogenannten Agenda 2013 und verwies auf die in solchen Situationen erfahrungsgemäß besondere Bedrohungslage für die Leiharbeitnehmer im Betrieb.

Wolfgang Fees, Betriebsrat und VK-Leiter bei Healthcare Erlangen/Forchheim dazu:

„Es ist leider immer dasselbe Muster: Für Fehlleistungen des Managements sollen am Ende diejenigen zahlen, die am aller wenigsten für die negativen Entwicklungen in den besagten Bereichen verantwortlich sind. Der Betriebsrat wird alles daran setzen, dass diese schwierige Situation nicht einseitig auf Kosten einer bestimmten Beschäftigtengruppe ‚gelöst’ wird.“ Er stellte in diesem Zusammenhang klar, dass für den Betriebsrat die regelmäßigen Übernahme-Runden nicht zur Disposition stünden. Das hohe Ausmaß an Leiharbeit bei Siemens Healthcare in Erlangen und Forchheim sei auf Dauer nicht hinnehmbar.

Im zweiten Teil der Veranstaltung informierten Christa Gerdes, Betriebsrätin und Mitglied der IG Metall-Tarifkommission, sowie Wolfgang Niclas, Erster Bevollmächtigter der Verwaltungsstelle Erlangen, über die Forderungen der Gewerkschaft mit Blick auf die bevorstehende M+E-Tarifrunde im Frühjahr 2012. Dabei geht es neben dem Entgeltthema und der unbefristeten Azubi-Übernahme auch um zwei zentrale Themenfelder, die den Einsatz von Leiharbeit betreffen: Zum einen um den Ausbau der Mitbestimmung der Betriebsräte in den Entleihbetrieben beim Einsatz, Umfang und der konkreten Ausgestaltung der Bedingungen von Leiharbeit im Betrieb. Zum anderen um eine deutliche Verbesserung der Vergütung der Leiharbeitnehmer bei einem Einsatz in Betrieben der Metall- und Elektroindustrie, wobei hier die Perspektive des Equal Pay (Gleiches Geld für gleiche Arbeit), mindestens bezogen auf Grundentgelt und Leistungskomponente, die Richtschnur für die IG Metall bildet.

Wolfgang Niclas stellte dazu klar: „Es wird mit der IG Metall in dieser Frage nur ein Ergebnis geben, wenn beide Voraussetzungen erfüllt sind: Also bessere Bezahlung für die Leiharbeitnehmer UND mehr Mitbestimmung der Betriebsräte über den Einsatz von Leiharbeit. Denn es geht uns nicht nur darum, die Einkommensverhältnisse von Leiharbeitnehmern ein bisschen ‚erträglicher’ zu gestalten, sondern wir wollen angesichts des massenhaften Mißbrauchs von Leiharbeit auch ihr Ausmaß wieder deutlich zurückführen. Und dafür müssen die Betriebsräte in den Entleihbetrieben mit wirksamen Rechten ausgestattet werden.“Leider zeigte sich der Bayerische Metallarbeitgeberverband VBM in den bisherigen Gesprächsrunden noch wenig einsichtig und blockiert mit fadenscheinigen Argumenten die Verhandlungen in den wesentlichen Fragen. Sehr hilfreich für die kommenden Verhandlungen und Auseinandersetzungen ist jedoch die positive Mitgliederentwicklung unter den Leiharbeitnehmern bei Healthcare. Diese stärkt nicht nur dem Betriebsrat bei den Übernahme-Gesprächen enorm den Rücken, sondern ist auch mit Blick auf die Tarifverhandlungen und entsprechende Aktionen in den Einsatzbetrieben von eminenter Bedeutung.