Siemens Dialog
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24.04.2024, 22:04 Uhr

"Nachwuchs von unten" statt Quote

  • 24.10.2011
  • Allgemein

Mit ihrer reichlich dehnbaren freiwilligen Selbstverpflichtung haben die 30 DAX-Konzerne eine bindende Frauenquote bis auf weiteres abbiegen können. Siemens befindet sich mit zwei Frauen im Vorstand in dieser Hinsicht in einer vergleichsweise bequemen Position, und lehnt aus ihr heraus eine zwingende Quote konsequent ab.

Der Quote entkommen

Vergangene Woche beschlossen die DAX-Unternehmen in Berlin öffentlichkeitswirksam ihre Selbstverpflichtung und setzten damit ihre Strategie "Bloß nichts verbindliches, bloß keine Quote" ("<link http: www.zeit.de wirtschaft jeder-macht-seins-sieben-weib _blank external-link-new-window>undefinedDie Zeit") durch. Prompter Beifall kam unter anderem vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall, dessen Geschäftsführerin Gabriele Sons den Ball in Sachen Vereinbarkeit von Familie und Beruf obendrein gleich wieder zurückspielte: "Das muss die Politik auf die Reihe kriegen."

Siemens will "breite Förderung"

Auch Siemens lehnt die gesetzliche Regelung für den Anteil von Frauen in Vorständen oder Aufsichtsräten weiter ab, wie Personalvorstand Brigitte Ederer gegenüber der dpa erneut bestätigte: "Wir halten nichts von einer gesetzlichen Quote." Als Frau in einem Vorstand, der den DAX-Schnitt ohnehin deutlich anhebt, haben ihre Aussagen natürlich entsprechendes Gewicht; die Argumentation: Siemens gehe es statt einer Quoate um die "breite Förderung von Frauen", zumal die nur eine Minderheit im Top-Management erfassen würde: "Was hat eine 30 Jahre alte, gut ausgebildete junge Frau davon, wenn wir eine Quote für den Aufsichtsrat oder den Vorstand beschließen?"

Gute Absichten ...

Siemens' Antwort auf diesen berechtigten Einwand klingt denn auch schlüssig. Sie bemühe sich um weiblichen Nachwuchs "von unten", erklärt Ederer, aus dem sich die Frauen dann bei entsprechender Eignung in die Chefetagen hocharbeiten können. Mit diesem Ansatz soll außerdem dem grundsätzlichen Mangel an Fachkräften und insbesondere Ingenieuren begegnet werden: "Wir kämpfen nicht nur mit dem Problem, mehr Frauen in Führungspositionen zu bekommen, sondern generell mehr Frauen ins Unternehmen."

... mit mäßigem Erfolg?

All das klingt nicht schlecht, hat allerdings einen kleinen Schönheitsfehler: Zu diesem Ansatz passende Anstrengungen werden zwar immer wieder propagiert, haben aber in der breiten Fläche des Unternehmens noch wenig mehr bewirkt als den oftzitierten Tropfen auf den heißen Stein. Arbeitnehmervertreterinnen kritisieren, dass derlei Konzepte inn den vergangenen Jahren meist nur unbefriedigend griffen. Siemens wird dieses Mal mehr bewegen müssen, damit sich unverbindliche Absichtserklärungen zu konkreten Veränderungen im Unternehmen mausern.