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29.03.2024, 09:03 Uhr

Nokia macht 200 Millionen locker

  • 09.04.2008
  • Allgemein

Arbeitnehmervertreter und Firmenleitung einigten sich am Dienstag in Düsseldorf: Nokia legt zum Ausgleich für die Vernichtung der 2.300 Arbeitsplätze seiner Bochumer Fertigung 200 Millionen Euro auf den Tisch - fast drei Mal mehr als ursprünglich zugestanden. Die Bochumer IG Metall-Bevollmächtigte Ulrike Kleinebrahm sprach von einem "vernünftigen Ergebnis, mit dem alle Seiten leben können".

NRW-Bezirksleiter Oliver Burkhard betonte, dieses Ergebnis sei nur dank des hohen Engagements der Beschäftigten und der öffentlichen Solidarität möglich geworden. Er zollte der Belegschaft Respekt: Sie hätte "erhobenen Hauptes den Konflikt mit Nokia ausgetragen, und genau das macht ihren heutigen Erfolg aus."

"Fertig mit Nokia"

"Die Kuh ist vom Eis", erklärte Kleinebrahm nach der sechsten Sozialplanverhandlung. Rund 230 Nokianer waren eigens aus Bochum angereist. Die Betriebsratsvorsitzende Gisela Achenbach erinnerte daran, dass Nokia "uns mit 70 Millionen abspeisen wollte" und bewertet die Eckpunkte des Verhandlungsergebnisses unter diesem Aspekt daher ebenfalls als zufrieden stellend. Sie zeigte sich erleichtert, dass die "fast unerträgliche" Ungewissheit seit Bekanntgabe der Schließungspläne im Januar nun endlich vorbei ist: "Die Kollegen wollen weg von Nokia, sie sind fertig mit Nokia".

Schließung am 30. Juni

Das Bochumer Werk soll nun am 30. Juni schließen, die Beschäftigten werden bereits zum ersten Mai unter Fortzahlung ihrer Bezüge freigestellt. Ab dem ersten Juli laufen die Kündigungsfristen, die zwischen einem und sieben Monate lang sind. Anschließend können die Beschäftigten für zwölf Monate in eine Beschäftigungsgesellschaft zu wechseln, die bis Anfang 2010 tätig sein wird. Zwei Bereiche des Werks werden verkauft, in ihnen bleiben rund 300 Arbeitsplätze erhalten.

Von den insgesamt 200 Millionen Euro fließen 15 in diese Transfergesellschaft, 185 stehen für Interessenausgleich und Sozialplan zur Verfügung. Nach welchen Kriterien die Abfindungen berechnet werden, soll in den nächsten zwei Wochen geklärt werden.

Bemühung um neue Arbeitsplätze

Nokias Unternehmensleitung betonte, sie bemühe sich gemeinsam mit dem Land NRW und der Stadt Bochum um Ersatzarbeitsarbeitsplätze. Kleinebrahm bestätigte, die Gespräche seien "auf einem guten Weg, Ende des Jahres wissen wir mehr." Bezirksleiter Burkhard fasste zusammen, was trotz des befriedigenden Ergebnisses wohl viele denken: "Zufrieden können wir erst sein, wenn mit Ersatzarbeitsplätzen und Vermittlungen alle Beschäftigten eine neue Perspektive finden. Letztendlich kann doch keine Abfindung den Arbeitsplatz ersetzen."