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28.03.2024, 19:03 Uhr

"Notwendige Konsequenzen" - aber nicht "konzernweit"

  • 27.10.2009
  • Allgemein

Vor knapp vier Wochen hatte CFO Joe Kaeser pauschal Personalanpassungbedarf in etlichen Bereichen angekündigt. Zahlen gab es natürlich nicht, und wenn nun Peter Löscher die bevorstehenden Maßnahmen bekräftigt, hält auch er sich mit Konkretem sehr zurück - man bereitet lieber grundsätzlich den Boden für das, was kommt.

Wie groß ist eigentlich "konzernweit"?

Gute Öffentlichkeitsarbeit

Hatten die in ihrer Deutlichkeit unerwarteten Äußerungen Kaesers noch für ein bemerkenswert kritisches Medienecho gesorgt (siehe Siemens deckt die Karten auf), wird Löschers Interview mit der "<link http: www.welt.de wirtschaft article4969235 siemens-chef-loescher-lobt-den-kuendigungsschutz.html _blank external-link-new-window>undefinedWelt am Sonntag" bereits ganz anders aufgenommen. Vor dem Hintergrund von Kaesers Worten wird die Beruhigung, "es geht nicht um ein weiteres konzernweites Programm", nun geradezu erleichtert vermeldet - gut gemachte Öffentlichkeitsarbeit, die allerdings bei genauem Hinsehen nichts an der Grundaussage ändert.

"Anpassungsbedarf aufgrund der Krise"

Die nämlich lautet nach wie vor, dass auf die Siemens-Beschäftigten einiges zukommt: "In einzelnen Geschäftsbereichen oder an bestimmten Standorten gibt es Anpassungsbedarf aufgrund der Krise, deren Heftigkeit weit über einen normalen Konjunkturzyklus hinausgeht. Da ziehen wir natürlich notwendige Konsequenzen", erklärt der CEO und wirbt um Verständnis: "Wir haben Geschäfte, die beim Auftragseingang um bis zu 70 Prozent eingebrochen sind. Da kann man nicht die Hände in den Schoß legen und zuschauen." Die suggestive Note wird unterstrichen durch ein erneutes, nachdrückliches Bekenntnis zu Mitbestimmung ("ein Standortvorteil") und Kündigungsschutz.

Wann ist ein Abbau eigentlich "konzernweit"?

Wie gesagt, gute und durchaus glaubhafte Öffentlichkeitsarbeit. Nur weiß man danach immer noch nicht, was am Wittelsbacherplatz eigentlich derzeit in Sachen Personal geplant wird. Unter dem Strich läuft zu diesem Zeitpunkt alles auf die Frage hinaus, was man unter einem "konzernweiten" Anpassungsprogramm verstehen will. Braucht es dafür 17.500 gestrichene Stellen, wie im SG&A-Programm? Sind schon 10.000 ein, wie ein anderer in diesem Zusammenhang häufig fallender Begriff lautet, "großangelegter" Abbau? Oder reichen bereits 5.000? 2.000?

Eine Antwort auf diese Definitionsfrage wird es wohl nicht vor dem Dezember geben. Wer allerdings schon jetzt bei EDM oder einem der zahlreichen anderen Bereiche vor allem in den Niederlassungen mit einem möglichen Ende seiner Arbeit bei Siemens konfrontiert ist, dürfte sich darum wenig scheren. Steht der Verlust der eigenen Existenzgrundlage bevor, verliert die Frage, ob man damit Teil eines "konzernweiten Programms" oder allein auf weiter Flur ist, schnell an Bedeutung.