Siemens Dialog
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23.04.2024, 19:04 Uhr

LeE: Die Waage muss wieder ins Gleichgewicht kommen!

  • 07.12.2010
  • Operativ

In unserer Reihe mit Stellungnahmen zur leistungs- und ergebnisorientierten Erfolgsbeteiligung in der RD äußert sich Andreas Vortmüller, Betriebsrat in der Niederlassung Hannover und Gesamtbetriebsratmitglied.

Andreas Vormüller.

Andreas Vortmüller:

"Im Moment geht der Ausschlag der Waage einseitig zu Lasten der Beschäftigten. Kein Weihnachtsgeld, keine zusätzliche Urlaubsvergütung, keine Siemens-Jahreszahlung. Dafür eine leistungs- und ergebnisorientierte Erfolgsbeteiligung (LeE) die uns bei der Bemessungsgrundlage Geschäftsvolumen in den letzten beiden Jahren eine Nullrunde bescherte. Auch in den Jahren zuvor ist sie kaum dem Anspruch eines wirklichen Ausgleichs gerecht geworden.

Was in der Vergangenheit vielleicht der richtige Ansatz war, wurde mit den Jahren von der Realität eingeholt. Das trifft ebenso zu, für die damit verbundene Beschäftigungssicherung in der tarifvertraglichen Sondervereinbarung für die Niederlassungen die die Arbeitsplätze der  Kolleginnen und Kollegen sicherer machen sollten.

Doch wo sind sie denn heute, die Arbeitsplätze? Was macht der ehemalige Kommunikationsbereich (COM)? Wie geht es dem ehemaligen Siemens Gebäudemanagement (SGM)? Wieviele Kolleginnen und Kollegen sind denn übrig geblieben bei der ehemaligen Siemens Industrie Montage und Service (SIMS)?  Wie geht es weiter mit Siemens Electronic Design and Manufacturing (EDM) nach der Schließung in München und der Trennung vom weiteren externen Geschäft?

Im übrigen würde es sicherlich niemanden überraschen, wenn sich mittelfristig auch Auswirkungen auf die Tariflandschaft der Kolleginnen und Kollegen ergeben, die sich zurzeit noch im Geltungsbereich des Flächentarifvertrags befinden - die nächste Krise kommt bestimmt!

Im Ergebnis ist nicht mehr viel übrig geblieben von den Bereichen, die eigentlich einen besonderen Schutz durch den Tarifvertrag erfahren sollten. Und die, die noch da sind, setzen sich heute mit höherwertigeren Techniken, Produkten und Qualifizierungen weitaus mehr vom Wettbewerb ab, als das früher der Fall war.

Von daher passt die Forderung, die gleichen tariflichen bzw. betrieblichen Leistungen zu erhalten wie die Kolleginnen und Kollegen aus dem Flächentarifvertrag, genau in die Zeit. Gerade auch vor dem Hintergrund der Aussage von Herrn Löscher:" Wir sind nach Jahren des Umbaus wieder da angekommen, wo wir hingehören", wir sind wieder ein deutsches Spitzenunternehmen geworden.

Wie gesagt: Die Waage ist mächtig ins Ungleichgewicht gekommen, es ist an der Zeit, das zu korrigieren. Also, klare Forderung für die Beschäftigten der Niederlassungen: “Rückkehr zum  Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie die Einführung der Siemens Jahreszahlung“. Ich habe volles Verständnis dafür, dass jetzt viele unserer Kolleginnen und Kollegen diesbezüglich eine Korrektur einfordern, bin ja schließlich auch der Meinung.

Doch eins ist auf der Betriebsräteversammlung schon sehr deutlich geworden: Ein Selbstläufer wird das nicht. Und wenn wir ein Fass aufmachen, müssen wir auch in der Lage sein, am Ende wieder einen Deckel drauf zu bekommen.

Das alles bedarf einer guten Vorbereitung, gezielter Kommunikation, großer Solidarität unter den Kolleginnen und Kollegen sowie den Niederlassungen und Standorten.

Und vor allem einer starken IG Metall."