Siemens Dialog
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23.04.2024, 09:04 Uhr

Verkaufte Zukunft

  • 20.06.2019
  • Operativ

Es ging neben den neuen Abbauplänen bei GP etwas unter, ist aber ebenfalls ein kritisches Signal: Siemens verkauft seine Entwicklung elektrischer Flugzeugmotoren "eAircraft" an Rolls Royce und gibt damit ein Zukunftsprojekt auf, das man eines Tages vielleicht schmerzlich vermissen wird.

Fürs Portfolio aufgegeben: Siemens' Erfolge bei elektrischen Flugzeugmotoren (Foto: Siemens).

Seit rund zehn Jahren arbeiten etwa 180 Beschäftigte bei eAircraft an elektrischen und hybrid-elektrischen Antriebssystemen für Flugzeuge. Auf der Pariser Flugmesse <link http: www.siemens.com presse elektromotor-flugzeug _blank>teilte Siemens nun mit, man wolle im Zuge der "Vision 2020+" das Portfolio weiter "schärfen"; deshalb habe diese Aktivität "deutlich bessere Wachstumsperspektiven mit einem neuen Eigentümer".

Noch vor zwei Jahren hatte man ebenfalls in Paris mit Elektromotoren für Flugzeuge neue Weltrekorde aufgestellt. Branchenkenner attestieren Siemens einen technologischen Vorsprung von zwei bis drei Jahren auf diesem Gebiet, das in nicht allzu ferner Zukunft eine wesentliche Rolle in neuen Verkehrskonzepten spielen dürfte.

Der Verweis auf das Portfolio deutet eine Problematik an, die IG Metall und Betriebsräte bei Siemens mit Besorgnis zur Kenntnis nehmen: Wieder einmal lässt Siemens den für strategische Zukunftsprojekte nötigen langen Atem vermissen und gibt trotz beeindruckender Erfolge auf halber Strecke auf.

IG Metall-Hauptkassierer Jürgen Kerner, Aufsichtsratsmitglied unter anderem bei Siemens Airbus und Experte für Luft- und Raumfahrt, bewertet den Schritt entsprechend kritisch: "Siemens schreibt erhebliche Anstrengungen und Ressourcen zur Förderung dieses Bereichs sang- und klanglos ab. Damit gibt man für eine kurzfristige Portfolioverschlankung die Chance aus der Hand, in einigen Jahren in einem wichtigen Zukunftsbereich führend zu sein."