Siemens Dialog
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28.03.2024, 21:03 Uhr

Portfoliobereinigung ohne Ende - neuestes Opfer Mdexx

  • 24.09.2008
  • Operativ

Die traurige Liste ausgegliederter, verkaufter und schließlich vom Markt verschwundener Siemens-Bereiche ist bekanntlich lang. Mit Mdexx Magnetronic Devices soll nun ein weiteres Unternehmen hinzukommen. Wie bei so vielen Vorgängern spielen schwarze Zahlen und der Bedarf Siemens' an den hier gefertigten Produkten anscheinend keine Rolle.

Leider seit Jahren ein vertrautes Bild: Siemensianer<br>protestieren gegen die Abschiebung<br>(zum Vergrößern anklicken).

Am Montag wurde der Wirtschaftsausschuss der Bremer <link http: www.mdexx.de _blank external-link-new-window>mdexx über die geplante Übertragung an einen Investor unterrichtet. Eine überzeugende Begründung gibt es offenbar nicht, statt dessen sollen die rund 500 Beschäftigten mit dem Standard-Argument abgespeist werden das vor vier Jahren ausgegliederte Unternehmen passe nicht mehr ins Portfolio. Fragen nach dem Investor oder nach dem Unternehmenskonzept sind bislang unbeantwortet.

Die Belegschaft, der Betriebsrat und die Bremer IG Metall wollen die Entscheidung so nicht hinnehmen, zumal Siemens die von Mdexx hergestellten Produkte benötigt und im Siemens-Katalog führt; nach Einschätzung des Betriebsratsvorsitzenden Herbert Strosetzky ein klarer Widerspruch, der zeigt, dass trotz aller Anstrengungen in der Corporate Governance intern die gleiche Politik fortgeführt wird wie früher.

Das Muster ist nach Jahren des immer wieder selben Vorgehens bereits bekannnt: Das seit fast 50 Jahren bestehende Werk wurde im Oktober 2004 unter neuem Namen ausgegliedert, um im klein- und mittelständischen Marktumfeld besser wettbewerbsfähig zu werden. Seither hat man es aufgrund beibehaltener Siemens-Strukturen nicht geschafft, sich mittelständisch auf eigene Füße zu stellen. Ein hoher Anteil im Verbundgeschäft, große Abhängigkeit von Siemens beim Verkauf und mangelnde Konkurrenzfähigkeit sind die Folge.

Schwarze Zahlen und gute Erträge

Dennoch schreibt man in Bremen seit über 10 Jahren schwarze Zahlen; erst auf der letzten Betriebsversammlung kündigte die Geschäftsleitung ein Rekordjahr bei Auftragseingang, Umsatz und Gewinn an. Sollten sie nun trotzdem abgeschoben werden, empfinden die Beschäftigten, darunter viele Frauen im gewerblichen Bereich, dies verständlicherweise als ungerecht; nach Einschätzung des Betriebsrats entsteht zunehmend das Gefühl, dass "Menschen die mit den Händen ihr Geld verdienen, bei der Siemens AG unerwünscht und eine aussterbende Rasse sind".

Info gefordert - Geschäftsführung kneift

Am Dienstag Vormittag bot der Betriebsrat eine Sprechstunde an, um die MitarbeiterInnen zu informieren. Die Resonanz war so groß, dass das Betriebsratssitzungszimmer nicht ausreichte, rund 350 Kolleginnen und Kollegen mussten im Freien informiert werden. Die Geschäftsführung war zu keiner Stellungnahme bereit, obwohl die versammelte Belegschaft nachdrücklich Informationen forderte.

Widerspruch nicht aufzulösen

Belegschaft, Betriebsrat und IG Metall Bremen sind sich einig, das sie sich nicht von geschaffenen Fakten überrumpeln lassen werden und wenden sich dafür unter anderem an die Öffentlichkeit. Gegenüber Radio Bremen konnte ein Siemens-Sprecher den offenkundigen Widerspruch zwischen der Situation von Mdexx und den Verkaufsplänen nicht auflösen: Für ihn sei es eben kein Widerspruch, dass den Beschäftigten zugleich profitables Arbeiten bescheinigt wurde, dies "verbessere die Verkaufsmöglichkeiten". Die Herstellung von Filtern, Ventilatoren, Transformatoren und Stromversorgungen zähle dennoch nicht mehr zum Kernbereich von Industry, auch wenn diese Geräte weiterhin benötigt würden.