Siemens Dialog
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20.04.2024, 00:04 Uhr

Protestaktion in Nürnberg

  • 18.09.2013
  • Operativ

Während der Siemens-Aufsichtsrat am Mittwoch in Berlin durch wesentliche Personalentscheidungen für viel Medienrummel sorgte, drückten Siemens-Beschäftigte in Nürnberg ganz andere Sorgen aus: Die Belegschaft von Siemens Logistics & Airport Solutions in der Colmbergerstraße ging für ihre Zukunft auf die Straße.

LAS-Beschäftigte gemeinsam draußen.

Betriebsrat und IG Metall lassen niemanden im Regen stehen ...

... und Siemens?!?

Vor einem knappen Jahr noch war die Ankündigung, Siemens wolle die LAS in Nürnberg mit 350 Arbeitsplätzen verkaufen, relativ ruhig aufgenommen worden. In den letzten Wochen jedoch ist die Stimmung deutlich wehrhafter geworden.

Nach einer IG Metall-Mitgliederversammlung fanden wöchentliche Treffen mit teilweise mehr als 100 Beschäftigten statt. Gleichzeitig stieg Zahl der Mitglieder sprübar an, ein klarer Indikator der wachsenden Aktionsbereitschaft. Am 16. September wurde dann über eine öffentliche Protestkundgebung beraten, schon zwei Tage später folgten fast 100 Prozent der anwesenden Belegschaft dem entsprechenden Aufruf der IG Metall - ein Novum am Standort.

Es geht um die Zukunft

Knapp 200 Menschen folgten auf der Kundgebung den Beiträgen der Betriebsratsvorsitzenden von Siemens G, Sigrid Heitkamp, sowie der für LAS zuständigen Betriebsrätin Heike Sola und des Erlanger IG Metall-Bevollmächtigten Wolfgang Niclas. Die einhellige Überzeugung: Es geht um die Zukunft der LAS.

In Nürnberg werden Paket- und Kofferverteilanlagen entwickelt und geserviced. Seit dem Verkaufsbeschluss durch Siemens halten sich Flughafen-Kunden mit Aufträgen zurück, ein vorauseilender Personalabbau soll die LAS für potenzielle Käufer attraktiver machen, Verlust von KnowHow wird riskiert. Einen Käufer jedoch konnte Siemens auch nach fast einem Jahr noch nicht präsentieren. Dennoch will man den gescheiterten Verkaufsprozess offenbar unbeirrt fortsetzen.

Kein Konzept, aber klare Forderungen

Der LAS-Geschäftsführer blieb den Beschäftigten in einer Versammlung Antworten auf ihre Fragen weitestgehend schuldig; die Befürchtung wird zur Gewissheit: Es gibt kein seriöses Konzept der Verantwortlichen für die Zukunft der LAS.

Zukunftsperspektive oder Niedergang?

Die Forderungen der Belegschaft hingegen sind klar: Die LAS kann eine hervorragende Zukunft zum Vorteil des gesamten Sektors Infrastructure and Cities haben. Einen Verkauf ohne nachhaltiges Konzept zur Sicherung der Arbeitsplätze darf es auf keinen Fall geben, die Qualität eines möglichen Erwerbers spielt folglich eine entscheidende Rolle.

Mit der Protestkundgebung ist unübersehbar geworden, dass die Beschäftigten den von Siemens verursachten tendenziellen Niedergang der LAS befürchten, wenn nicht schnell die richtige Weichenstellung erfolgt. Wird nicht umgehend ein passender Investor gefunden, muss die LAS daher zumindest vorerst voll ins Siemens-Geschäft integriert bleiben. Siemens aber "managet" die LAS seit einem Jahr ins Abseits.

Siemens-Verantwortliche gefordert

Die MitarbeiterInnen fordern jetzt endlich klare und orientierende Aussagen der Verantwortlichen; viele Beschäftigte haben bereits angekündigt, ohne klare Zukunftsperspektive einem Betriebsübergang in eine neue Gesellschaft gegebenenfalls zu widersprechen. Nach Einschätzung der IG Metall und des Betriebsrats wäre diese Haltung angesichts der aktuellen Vorgehensweise von Siemens angemessen. Eine Zukunftssicherung sieht anders aus - hier sind die Verantwortlichen bei Siemens gefordert.