Siemens Dialog
https://www.dialog-igmetall.de/nachrichten/raffmanager-als-buhmann
24.04.2024, 21:04 Uhr

"Raffmanager" als Buhmann

  • 21.03.2012
  • Allgemein

Die Veröffentlichung aktueller Gehälter von Top-Managern der DAX-Unternehmen entfacht wieder einmal die Diskussion um deren teils astronomische Höhen. Interessant dabei: Selbst aus dem Unternehmerlager werden zunehmend kritische Stimmen hörbar.

Einer der Auslöser der Debatte sind die Bezüge des VW-Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn. Über 17 Millionen Euro bekam er 2011 unter dem Strich (siehe Neun Prozent zu 6,5) - da stellt sich die Frage, was man eigentlich unter der im Jahr 2009 vom Bundestag unter öffentlichem Druck nur wachsweich formulierten Grenze eines "angemessenen" Gehalts zu verstehen hat.

Fünf Millionen sollten reichen ...

Der <link http: www.familienunternehmer.eu _blank external-link-new-window asu>undefinedVerband der Familienunternehmer vertritt die Auffassung, bereits fünf Millionen Euro jährlich seien eine vernünftige Grenze: "Das ist auch ein schönes Gehalt, und dafür kriegt man alle guten Leute", ließ sich Verbandspräsident Lutz Goebel in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS) zitieren. Mit Blick auf die schwindelerregenden Bezüge Winterkorns stellt er fest, dieser würde seine Arbeit gewiss auch für ein Drittel machen, und: "Kein Top-Manager ist das 300- oder 400fache eines einfachen Angestellten wert: Solch hohen Beträge verderben die Sitten und auch die Gehaltsstrukturen."

... oder doch lieber zehn?

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zieht die vertretbare Grenze, ebenfalls in der "FAS", beim Doppelten der Familienunternehmer: "Jenseits der zehn Millionen Euro wird es sozial unverträglich" - auch da würde ein Winterkorn allerdings noch einiges los. Der Wirtschaftsrechtler <link http: www.wiso.uni-hamburg.de professuren irdw team prof-dr-michael-adams _blank external-link-new-window>undefinedProfessor Michael Adams bringt weitere Vergleiche ein, um die Gehälter zu relativieren: "Muss Herr Winterkorn wirklich das 50fache der Bundeskanzlerin verdienen? Das 180fache eines Professors oder 15 Mal so viel, wie ein Nobelpreisträger bekommt?"

Kaum Verständnis in der Bevölkerung

Eine Lanze für ungezügelte Bezüge bricht hingegen Michael Hüther, Direktor des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Er bemüht den bewährten Vergleich mit den Honoraren von Show- und Sport-Stars und behauptet: "Der Arbeitsmarkt für Manager ist international und an Top-Leuten gibt es weltweit keineswegs ein Überangebot." Die Mehrheit der Deutschen hat dafür allerdings wenig Verständnis: Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag des "Handelsblatts" denken 71 Prozent von ihnen, dass selbst erfolgreiche Manager keine Millionengehälter verdienen sollten: "Der Raffmanager ist der Buhmann."