Siemens Dialog
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25.04.2024, 12:04 Uhr

SEN: Bewährtes erhalten, Neuanfang gestalten

  • 02.12.2008
  • Konzern

Ende November versammelten sich die Betriebsräte von Siemens Enterprise Communications, um zwei Monate nach dem Neustart unter Regie der Gores Group eine Bilanz der zurückliegenden Entwicklung zu ziehen und einen Blick nach vorne zu werfen. Das Motto: "Bewährtes erhalten, den Neuanfang gestalten."

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Was sich bewährt hat, drückte der Gesamtbetriebsratvorsitzende Walter Bläßing in seiner Eröffnungsansprache aus: Vor allem die Einhaltung von Tarifverträgen, Vereinbarungen und Betriebsverfassungsgesetz. Die Ereignisse im Jahr 2008 belegten dies unverkennbar. Ende Februar teilte Siemens mit, man müsse bei SEN im zuge einer grundlegenden Neuausrichtung 1.200 Stellen abbauen. Es folgten Verhandlungen für einen Interessenausgleich, der nach hartem Ringen im April zustande kam.

Anglo-amerikanisches Management

Ende Juli wurde das Joint Venture mit der Gores Group verkündet, das am ersten Oktober startete. Anschließend erfolgte der Umbruch in Aufsichtsrat und Vorstand; SEN steht bis heute ohne Arbeitsdirektor da, und erst Mitte November wurde bekannt, dass die beiden letzten deutschen Geschäftsführer Gerhard Otterbach und Thomas Zimmermann, die bei der Betriebsräteversammlung anwesend waren, zum Januar 2009 ebenfalls das Unternehmen verlassen. Zu möglichen Nachfolgern konnten beide nichts sagen - keine glänzende Perspektive, da sich in der vorerst nur aus Amerikanern und Briten bestehenden Geschäftsführung folglich niemand findet, der Erfahrung mit der deutschen Mitbestimmung hätte.

Viele Fragen offen

Die aber ist nötig, nicht zuletzt wegen einer Reihe auch jetzt noch offener Fragen, unter anderem zu möglichem weiteren Abbau von bis zu 800 Stellen, zur Zukunft des Bereichs Small and Medium Business, zu Tarifverträgen, dem "Siemens One"-Gedanken, zur Zukunft der Werke und generell zur Ausrichtung unter der Gores Group. Für Bläßing stehen diese und andere Fragen vor einem grundsätzlichen Hintergrund: "Wir wollen, dass die Mitarbeiter wieder an das Unternehmen glauben und mit Zuversicht in die Zukunft blicken." Entsprechend lautet sein Appell an die neue Geschäftsführung: "Worten in der Gegenwart gesprochen, müssen in der Zukunft Taten folgen."

Personeller Wechsel in der IG Metall-Betreuung

Dem bisherigen IG Metall-Betreuer für SEN, Franz Tölle, dankte Bläßing für seine Unterstützung in den vergangenen zwei Jahren. Seine Nachfolgerin Andrea Fehrmann zeigte mit ihrer Ansprache an die Betriebsräte, dass mit seinem Wechsel in den Ruhestand kein Bruch zu erwarten ist: "Das Thema Enterprise beschäftigt auch die IG Metall noch ungemein." Die für die Beschäftigten erreichten Sicherungen gilt es nach ihrer Überzeugung nun zu halten und auszubauen, parallel zu den bereits vom Gesamtbetriebsratsvorsitzenden genannten offenen Punkten. Als Fazit steht ein Ziel im Mittelpunkt: "Die alles überlagernde Aufgabe, die SEN zukunftsfähig zu machen."

Um angesichts von Umbrüchen, Herausforderungen, Chancen und Risiken erfolgreich bestehen zu können, darin ist man sich zwischen Betriebsräten und IG Metall einig, sind die unternehmerisch Verantwortlichen der SEN gut beraten, sich für nachhaltige Firmenpolitik, eine ausgewogene gesamtunternehmerische Zielsetzung und eine Portfolio-Politik einzusetzen, die in erster Linie den langfristigen Bestand der Firma sichert.

Um von der Beschäftigtenseite möglichst viel Einfluss in diese Richtung nehmen zu können, auch da besteht kein Zweifel, muss die ohnehin schon sehr breite Basis der IG Metall im Unternehmen weiter ausgebaut werden, so Fehrmann: "Denn eines ist klar und aktueller denn je: Gewerkschaften sind kein moralisch-politisches Verständnis, sondern ein unverzichtbarer Weg der Arbeitnehmer zur Sicherung ihrer Existenz."