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29.03.2024, 00:03 Uhr

Siemens baut wieder um

  • 28.03.2011
  • Allgemein

Die Gerüchte kursierten schon lange, jetzt macht Siemens ernst: Nur ein paar Monate nach dem offiziell verkündeten Ende des Umbaumarathons stehen erneut größere Veränderungen an. Betroffen sind weltweit über 200.000 Beschäftigte rund um den Globus vor allem - aber nicht nur - im Sektor Industry einschließlich seiner Tochter Osram.

Neue Struktur ab Oktober

Siemens bestätigte aus aktienrechtlichen Gründen erst am späten Montag Abend, was sich viele Medien in den Tagen zuvor schon Stück für Stück aus Informationen zusammengereimt hatten, die aus dem oftzitierten "Unternehmensumfeld" stammen. Parallel zu Ad hoc- und Pressemitteilung wurden die Industry-Beschäftigten per Mitarbeiterbrief über die Umwälzungen informiert, die zum ersten Oktober in eine gründlich veränderte Struktur münden sollen.

Vierter Sektor "Infrastructure and Cities"

Aus dem bisherigen Sektor Industry soll sich demnach ein neuer, vierter Sektor mit der Bezeichung "Infrastructure and Cities" lösen, in dem die Divisionen Building Technologies und Mobility, verstärkt durch die bisherige Energy-Division Energy Distribution, den wachsenden Bedarf an umfassenden Lösungen für die sogenannten Mega-Cities bedienen. Die Divisionen Automation und Drive Technologies sollen gemeinsam mit einer neuen Division "Customer Service", die Industrial Solutions nachfolgt, als Sektor Industry weitergeführt werden. Zu guter Letzt bekommt Corporate Technology als eigenständiger Bereich neben den Sektoren einen eigenen Vorstand.

"Wachstum in Branchen und Service"

Siemens betont, wohl nicht zuletzt aufgrund des öffentlich verkündeten Endes der Umbauten, dass es sich bei diesen Plänen nicht um eine Restrukturierung handelt, sondern vor allem um ein Projekt für "Wachstum in Branchen und Service". Unabhängig von derlei Definitionsfragen wird in diesem Zusammenhang auch betont, es stehe kein Stellenabbau auf dem Programm - es bleibt zu hoffen, dass sich dabei nicht um eine wenig belastbare Absichtserklärung handelt, wie sie in der Vergangenheit zuweilen vorkamen.

IG Metall und Gesamtbetriebsrat fordern Verantwortung und Beteiligung

Die IG Metall und der Siemens-Gesamtbetriebsrat erklärten in einer <link http: www.igmetall-bayern.de _blank external-link-new-window metall>undefinedersten Stellungnahme, dass sie die Pläne unter strukturellen Aspekten grundsätzlich nicht ablehnen. Für die Umsetzung erwarten sie jedoch, dass die Interessen der Beschäftigten berücksichtigt und ihre Vertreter in allen Phasen umfassend eingebunden werden - so, wie es unter anderem die geltende Vereinbarung zur Standort- und Beschäftigungssicherung vorsehen.

Der bayerische IG Metall-Bezirksleiter Jürgen Wechsler erklärte, eine verbesserte Ausrichtung des Industriegeschäfts auf zukünftige Anforderungen liege auch im Interesse der Beschäftigten, betonte aber: "Wir werden allerdings sehr sorgfältig darauf achten, dass sie in diesem Prozess weder unmittelbar noch mittelbar  Nachteile erleiden." Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Lothar Adler ergänzte: "Eine strategische Weiterentwicklung des Unternehmens und der Aufbau von Arbeitsplätzen sind zu unterstützen. Gefordert ist, dass der Umbau nicht zu Lasten der Beschäftigten und Standorte geht. Daher werden wir darauf achten, dass die vereinbarte Beschäftigungssicherung und die darin festgelegten Informations- und Beteiligungsrechte eingehalten werden."

Osram geht an die Börse

Osram schließlich soll seinerseits den Gang an die Börse antreten, wobei Siemens jedoch ausreichend Anteile behalten will, um weiter das Heft in der Hand zu behalten. Die IG Metall begrüßt diese Absicht und warnt davor, die Führung des Traditionsunternehmens aus der Hand zu geben: "Osram darf nicht zum Spielball kurzlebiger Profitinteressen an den Finanzmärkten werden. Auch hier werden wir die geplanten Veränderungen mit Blick auf die Interessen der Beschäftigten äußerst aufmerksam begleiten."

In diesem Zusammenhang fordert die IG Metall ein industrielles Konzept für Osram, dass unter anderem die technologische Entwicklung von konventionellen Leuchtmitteln hin zu LED unter Einbeziehung der deutschen Standorte berücksichtigt. Jürgen Wechsler fasste zusammen: "Osram kann als Aktiengesellschaft langfristig nur Erfolg haben, wenn die strategischen Weichen für die Zukunft parallel zum Börsengang richtig gestellt werden."