Siemens Dialog
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23.04.2024, 16:04 Uhr

Siemens erhöht Druck auf Arques

  • 19.01.2010
  • Konzern

Es kommt Siemens in einer Zeit diverser Portfolio-Überlegungen vermutlich äußerst ungelegen: Im Verhältnis zum einstmals als zukunftsfähig und verlässlich gelobten Partner Arques werden die Risse rapide breiter und tiefer. Einem Zeitungsbericht zufolge geht es in der Frage offener Zahlungen für die Übernahme und Restrukturierung von Gigaset nun vors Schiedsgericht.

Interessenkonflikt? Gigaset-Chef<br>und Arques-Vorstand Hütten.

Der Zank ist umso bedauerlicher, als das operative Geschäft bei Gigaset an sich durchaus gut läuft - die Belegschaften in der Bocholter Fertigung und der Münchner Zentrale haben es nicht verdient, dass ihr Unternehmen durch negative Medienberichte in Mitleidenschaft gezogen wird.

35 Millionen Außenstände

Als man sich im Dezember im Streit um Gigaset Communications-Geschäftsführer Michael Hütten (Foto) verglichen hatte, blieb nicht nur im Siemens Dialog die Frage offen, wie es mit den offenen Forderungen weiterginge (siehe Gigaset: Partnerschaft vor Gericht). Wie das "<link http: www.handelsblatt.com unternehmen industrie _blank external-link-new-window>undefinedHandelsblatt" nun unter Berufung auf Finanzkreise berichtet, eskaliert diese Frage erwartungsgemäß: Siemens fordert die Außenstände von 15 Millionen Euro als Rate und 20 Millionen als zugesagtem Restrukturierungsbeitrag für Gigaset vor einem Schiedsgericht ein.

Klammer Investor

Arques, allem Anschein nach mittlerweile chronisch knapp bei Kasse, lehnt die entsprechenden Zahlungen ab, gibt sich überrascht und spielt auf Zeit. Bei Übernahme der Mehrheit von Gigaset im Oktober 2008 war der Starnberger Finanzinvestor durch Siemens als verlässlicher und zukunftsfähiger Partner dargestellt worden. In den vergangenen Monaten allerdings wurde zunehmend deutlich, dass es sich dabei nicht eben um den solidesten Käufer handelt, die Vorschusslorbeeren sind unübersehbar vertrocknet.

Risiken am Horizont

Für Siemens erscheinen damit neben dem finanziellen Aspekt weitere Risiken am Horizont, zu denen nicht zuletzt das Bild in der Öffentlichkeit gehört. Das vielfach befürchtete "zweite BenQ" hatte man mit einer Reihe von Bedingungen kategorisch auszuschließen versucht, wozu eine garantierte Standort- und Beschäftigungssicherung gehört - die erste jedoch läuft 2011 aus, letztere bereits im Juli 2010. Hinzu kommt die Verpflichtung, im Zuge der Neuaufstellung gegebenenfalls erforderlichen Stellenabbau zu den Siemens-Konditionen abzuwickeln, die im Zusammenhang mit der Trennung von der Kommunikationssparte festgelegt worden waren.

Heraushalten keine Option

Damit steht eines fest, sollten sich die Tubulenzen weiter verstärken: Mit einem bedauernden Schulterzucken darauf zu verweisen, man habe im Großen und Ganzen leider nichts mehr mit dem ehemaligen COM-Geschäft zu tun, ist im Fall Gigaset definitiv keine Option. Zum einen geht es um erhebliche Beträge, zum anderen beobachten Medien und Beschäftigte sehr genau, wie sich dieser Fall des Schemas 'Ausgliedern & Verkaufen' weiter entwickelt.