Siemens Dialog
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24.04.2024, 02:04 Uhr

SIS: Bundesweit gegen die Ausgliederung

  • 02.03.2010
  • Konzern

Es sollte ein bundesweiter Aktionstag der Beschäftigten der Siemens IT Solutions and Services gegen ihre Ausgliederung werden, und die Resonanz machte ihn zum vollen Erfolg: Von Hannover bis Konstanz und von Berlin bis Mannheim waren am Montag hunderte von SIS-Beschäftigten, zum Teil unterstützt durch Siemensianer anderer Bereiche, gegen die Pläne des Vorstands auf den Beinen.

München Perlach (Fotos zum Vergößern bitte anklicken)

Mannheim

Karlsruhe

Fürth

Braunschweig

Hannover

Erlangen

Paderborn

Berlin

Perlach: "Carve Out ist der letzte Sch..."

Allein in München Perlach zählte die Polizei zum zweiten "Montagsspaziergang" rund 700 Menschen, die sich gegen Mittag zu einer Auftaktkundgebung versammelten. Nach einigen Ansprachen "spazierten" sie um einen Teil des riesigen Areals zu einem anderen Eingang, wo sie nach einer weiteren Kundgebung wieder das Betriebsgelände betraten. Sprechchöre machten auch für etliche Medienvertreter die Stimmungslage bei SIS unüberhörbar klar: "Kommen erst die Investoren, ist die SIS schon längst verloren",  "im März da ist Betriebsratswahl, da gibt's nur eins - IG Metall", oder etwas drastischer "Jeder Siemensianer weiß, Carve out ist der letzte Sch...".

Konstanz, Mannheim, Karlsruhe

Im Südwesten Deutschlands gab es zu diesem Montag mehrere Aktionen kleinerer SIS-Betriebe. In Konstanz fand eine Abteilungsversammlung statt, an der alle 43 anwesenden Kolleginnen und Kollegen sich beteiligten. Der Betriebsrat informierte sie über den neuesten Stand bezüglich des Schicksals der SIS, zahlreiche Fragen zeigten das rege Interesse der Anwesenden an der Zukunft ihres Bereiches.

In Mannheim traf sich mit rund 20 SIS-MitarbeiterInnen etwa ein Viertel der hiesigen Belegschaft am Morgen vor dem Mannheimer Luisenpark. Sie gingen gemeinsam zur Betriebsversammlung der Niederlassung, um dort ihren Wunsch deutlich zu machen, bei Siemens zu bleiben. In der Begrüßungsrede des Betriebsrats wies dieser unter anderem auf die bundesweite Aktion hin; die Situation der SIS beleuchtete auch der 2. Mannheimer IG Metall-Bevollmächtigte Klaus Stein in seiner Rede mit Sorge.

Im Industriepark Karlsruhe nahmen am ersten Montagsspaziergang rund 70 Menschen teil, unter ihnen nicht nur SIS-Mitarbeiter, sondern auch Kunden der SIS am Standort. Angel Stürmlinger, 1. Bevollmächtigter der Karlsruher IG Metall, und der Betriebsratsvorsitzende des Standortes Karlsruhe, Wolfgang Hebisch, sprachen sich in ihren Reden vor dem Gebäude der Personalabteilung nachdrücklich gegen Arbeitsplatzabbau und für die Beschäftigungssicherung sowie den Erhalt der Tarifverträge aus. Hebisch und Frank Mehltreter als betroffener SIS-Mitarbeiter riefen außerdem dazu auf, sich solidarisch zu zeigen und an den SIS-Aktionen zu beteiligen.

Fürth: kalter Wind aus dem Management, Solidarität aus Bad Neustadt

In Fürth hielten über 400 SISler es über eine Stunde beim Protest gegen die Ausgliederung aus - trotz der letzten Böen von Sturmtief Xyntia, die ein Betriebsrat so erklärte: Das ist der kalte Wind, der uns seitens der Firma entgegen bläst. Verstärkung kam von rund 50 Kollegen, die mit einem Bus aus Bad Neustadt angereist waren, und weiteren Siemensbetrieben der Region. Die Bürgermeister der Städte Fürth und Erlangen, sowie Mitglieder des Bundestages richteten Grußworte an die Teilnehmer.

Braunschweig: In Managemententscheidungen einmischen

Die SIS-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter in Braunschweig beteiligten sich mit einem Montagsspaziergang entlang der Ackerstraße am Aktionstag. Hier sind nicht nur sie, sondern auch Mitarbeiter der Industry Mobility zutiefst beunruhigt über die Portfoliobereinigungen im Siemens-Konzern und bedauern, dass es keinen Mitbestimmung der Betriebsräte bei diesen unternehmerischen Entscheidungen gibt. Das Fazit: "Dennoch werden sich unsere Betriebsräte, Vertrauensleute, Kolleginnen und Kollegen weiterhin einmischen, um Managemententscheidungen zu beeinflussen."

Hannover: Der Norden macht mobil

Wie in Braunschweig und in Bremen trafen sich auch in Hannover die Kolleginnen und Kollegen von SIS, um am bundesweiten Aktionstag über die Zukunft der SIS und über die nach ihrer Überzeugung nicht erkennbaren Strategien zu reden. Es wurde viel diskutiert und in einem Punkt waren sich alle einig: "SIS gehört zu Siemens!" Darüber gibt es hier wie an anderen Standorten keine Diskussion, so die Organisatoren: "Dies soll an unserem Standort durch regelmäßig stattfindende Betriebsratssprechstunden und offene Mitgliederversammlungen deutlich gemacht werden."

Erlangen: bisher größte Teilnehmerzahl

Im nahen Erlangen gab es mit über 130 TeilnehmerInnen die bislang größte Beteiligung am Montagsspaziergang, unterstützt durch eine Delegation der bekanntlich ebenfalls von Ausgliederung und Verkauf bedrohten Siemens EDM. Dietmar Neumann, Hauptorganisator der Aktionen, verurteilte die einäugige Orientierung der SIS Führung auf das externe IT-Outsourcing Geschäft: "Wer sich dermaßen reduziert, verbaut die Zukunft der SIS! Statt dessen müssen die Forderungen aus der Belegschaft berücksichtigt werden, wie wir sie in einem von den Metallern initiierten Arbeitskreis zusammengetragen haben." Diese Thesen aus der Belegschaft waren von der Projektgruppe SIS des Gesamtbetriebsrats übernommen und der Konzernleitung übergeben worden.

Aus der Delegation der EDM berichtete Andreas Kupfer über den Stand der Dinge; die gegenseitige Information und Unterstützung fand gute Resonanz bei beiden Seiten. Die Bedeutung der öffentlichen Aktionen unterstrich abschließend Wolfgang Niclas von der IG Metall Erlangen am Beispiel SAT, wo der öffentliche Medienberichten zufolge für Wirkung auf die Überlegungen im Management zeigt. Dies sei zwar längst noch nicht die Absage an die Verkaufsabsichten", so Niclas, "allerdings zeigt Siemens damit Wirkung auf die öffentlichen Proteste gegen den Personalabbau."

Paderborner mit einem Krefelder und vielen Berlinern

Auf der 11. Demonstration der Paderborner SIS-Kolleginnen und -Kollegen zeigten 200 Beschäftigte in Form ihres "Montagsspaziergangs während der Frühstückspause" erneut, dass sie nicht bereit sind, die Pläne des Vorstands zu akzeptieren. "SIS gehört zu Siemens" bleibt die gemeinsame Parole, dieses Mal unterstützt durch eine persönliche überbrachte Grußbotschaft der Kollegen von Siemens in Krefeld. Mit Anspielung auf das Wetter der vorhergegangenen Nacht kündigte er "stürmische Zeiten" für die Siemens AG an, wenn sie weiterhin an den Ausgliederungsplänen festhält.

Günter Neumann berichtete, dass es bislang immer noch keine Verhandlungen mit dem Gesamtbetriebsrat zur Zukunft von Siemens SIS gibt und forderte er die Kolleginnen und Kollegen auf, möglichst zahlreich in die IG Metall einzutreten, um den Protesten noch mehr Gewicht zu geben. Der Betriebsratsvorsitzende Walter Wiechers berichtete in diesem Zusammenhang, von den großen Erfolgen für die Listen der IG Metall bei schon erfolgten Betriebsratswahlen anderer Standorte. Seiner Vermutung nach hält sich die Konzernleitung zur Zeit mit konkreten Äußerungen zur Zukunft der SIS zurück, um "der IG Metall nicht noch mehr in die Hände zu spielen." Die Vertreter der örtlichen IG Metall hatten ihrerseits für alle TeilnehmerInnen Berliner mitgebracht, auf besonderen Wunsch des Betriebsratsvorsitzenden Walter Wiechers natürlich mit roter Marmelade!

Berlin: Brezeln und Saft

Obwohl sich "Xyntia" auch über Berlin immer noch nachdrücklich bemerkbar machte, ließen sich auch die Berliner nicht davon abhalten, zum bundesweiten Protesttag der SIS mit einem Spaziergang durch den Regen beizutragen. Nach einer kurzen Ansprache der Siemens-Betriebsbetreuerin Irene Schulz vom Siemens Team der IG Metall gab es zur Stärkung Brezeln und Saft.

Frankfurt: "Der Sturm hat erst angefangen"

Auch in Frankfurt zog man mit diesem Zusatz-Motto der Montagsaktion Parallelen zum Wetter. Die Stimmung war bedrückt angesichts der aktuellen Aussichten, doch, so der vorherrschende Eindruck, die Kolleginnen und Kollegen werden für ihre Arbeitsplätze als Grundlage ihrer Existenz kämpfen. Klar ist allen, dass die Firmenleitung radikal andere Ziele verfolgt als die Mitarbeiter. Sie werden nur nur mit einem starken IG Metall-Betriebsrat, der optimal mit dem Gesamtbetriebsrat, den anderen Standorten und natürlich der Gewerkschaft koordiniert ist, für die Sicherheit der Arbeitsplätze und eine Zukunft der SIS kämpfen können.